Bis Frühjahr 2022 in Europa WHO: Hunderttausenden droht Corona-Tod
23.11.2021, 15:28 Uhr
Särge von Verstorbenen, die mit oder an dem Coronavirus gestorben sind, stehen im Krematorium mit einem Hinweis auf Infektionsgefahr.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die vierte Corona-Welle hat Deutschland voll erfasst. Auch in fast allen anderen europäischen Ländern spitzt sich das Infektionsgeschehen zu. Die WHO schlägt Alarm und macht eine düstere Rechnung auf: Ohne sofortiges Handeln droht Hunderttausenden Menschen in Europa der Corona-Tod.
In Europa könnten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum Frühjahr 2022 Hunderttausende weitere Menschen in Verbindung mit Covid-19-Erkrankungen sterben. Man rechne damit, dass die Intensivstationen in 49 von 53 Ländern der Region zwischen heute und dem 1. März nächsten Jahres einer hohen oder extremen Belastung ausgesetzt sein werden, warnte die WHO Europa. Basierend auf derzeitigen Trends werde geschätzt, dass die Gesamtzahl der gemeldeten Corona-Todesfälle bis zum kommenden Frühjahr auf über 2,2 Millionen ansteigt - gerade hat dieser Wert erst die 1,5-Millionen-Marke überschritten.
Verhindert werden könne dies mit sofortigem Handeln, erklärte die in Kopenhagen ansässige Organisation. Allein durch das universelle Tragen von Masken könnten einer Studie zufolge schätzungsweise über 160.000 Todesfälle bis zum 1. März vermieden werden. "Um mit diesem Virus zu leben und unseren Alltag fortzusetzen, müssen wir einen 'Impfstoff plus'-Ansatz verfolgen", forderte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Dies bedeute, dass man nicht nur die üblichen Impfdosen gegen Covid-19 erhalte und Auffrischimpfungen in Anspruch nehme, wenn diese einem angeboten werden. Zugleich müsse man einfache vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Händewaschen, Abstandhalten und Lüften von Innenräumen in seine normalen Routinen integrieren.
Anstiege wegen niedriger Impfquoten und Delta-Variante
Hinter den derzeit vielerorts ansteigenden Neuinfektionszahlen sieht die WHO Europa drei Faktoren: Zum einen dominiere in der Region die hochansteckende Delta-Variante. Zum anderen hätten Länder ihren Bevölkerungen in den vergangenen Monaten signalisiert, dass Covid-19 nicht mehr länger eine Notfallbedrohung darstelle, und in dem Zuge Maßnahmen wie die Maskenpflicht gelockert. Hinzu komme außerdem, dass viele Menschen weiter anfällig für das Virus seien, weil eine große Anzahl noch immer nicht geimpft sei.
Die WHO zählt 53 Länder zur europäischen Region, darunter neben der EU auch weiter östlich gelegene Staaten wie Russland, die Ukraine und die Türkei. 53,5 Prozent der Menschen in dieser Region sind bislang vollständig geimpft worden - zwischen den einzelnen Ländern gibt es aber teils große Unterschiede.
Quelle: ntv.de, joh/dpa