Panorama

Aus der Schmoll-Ecke Was grenzt an Dummheit? Dänemark, Polen, Österreich etc.

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Annalena Baerbock in New York bringt den Kolumnisten in Rage.

Annalena Baerbock in New York bringt den Kolumnisten in Rage.

(Foto: picture alliance / Luiz Rampelotto/EuropaNewswire)

Erst in Deutschland eine Menge verbocken und sich dann ins Ausland absetzen: So verfahren Annalena Baerbock und Robi Habeck. Aber dass die ehemalige Außenministerin nun auch noch die Zurückgebliebenen mit beknackten Videos ärgert, ist kein freundlicher Zug.

Annalena Baerbock, unter ihren Anhängenden als Heilige gepriesen, war schon immer groß darin, sich groß zu machen. Unvergessen, wie sie Robi Habeck kleinredete, indem sie ihn als Schweine-, Hühner- und Küheexperten verhohnepiepelte, während sie, die großartige Wegbereiterin der feministischen Innen-, Außen- und Dazwischenpolitik, auf ihr universelles Wissen verwies. 2020 waren beide als Vorsitzende der Grünen im Rennen um die Kanzlerkandidatur und gaben dem NDR gemeinsam ein Interview. Abschätzig grinsend sagte die Heilige Annalena: "Vom Hause her kommt er - Hühner, Schweine, weiß ich nicht, was haste? - Kühe melken."

Der schaute mit seinem bundesweit berühmten Robi-Lächeln in die Kamera, für das ihn Frauen bis heute lieben, weil es den Eindruck einer ehrlichen Haut vermittelt, das Gegenteil des misogynen Arschlochs. Die Heilige Annalena fuhr fort: "Ich komme eher aus dem Völkerrecht. Da kommen wir aus ganz anderen Welten." Was hieß: Er doof, ich klug. Dann bewies sie, wie clever machtbewusste Frauen sein können, dass auch sie ohne jeden Anflug von Skrupel einen Schlag in die Magengrube zur freundschaftlichen Geste erklären können: "Das passt gut."

Die Heilige Annalena wurde Kanzlerkandidatin - der erste der großen Fehler, den die Grünen begingen - es war der Anfang vom Ende ihres Höhenfluges. Denn noch im Wahlkampf kam heraus, dass der veröffentlichte Lebenslauf der Heiligen Annalena nicht ganz der Wahrheit entsprach. Natürlich wurde das zur Kampagne fieser rechter Typen erklärt. So wie die fortschrittlichste Fortschrittskoalition der Welt ja im Grunde auch nur scheiterte, weil die "Bild"-Zeitung den Entwurf des Heizungsgesetzes von Robi Habeck nicht gebührend feierte und sich "die Springer-Presse" nicht auf die Seite der Weltretter schlug.

Heizwende und feministische Außenpolitik

Zu der Zeit, als Robi Habeck zumindest versuchte, die Klimaziele der Grünen in Politik umzusetzen, flog die Heilige Annalena rund um die Uhr rund um den Erdball, lief hier über den Strand, schüttelte dort vom Untergang bedrohten Inselbewohnern die Hand und gab Kostproben ihres einstudierten Wissens. So erklärte sie auf der Münchner Sicherheitskonferenz zur Frage, ob die Ukraine jemals unter Putin in Frieden leben werde: "Wenn er sich nicht um 360 Grad ändert: nein." Oder als sie während Klimaschutzverhandlungen verkündete: "Heute ist der Moment, in dem wir uns alle ehrlich fragen müssen: Was sind in den nächsten Jahren die Folgen für mein eigenes Land? Aber auch: Was sind die Folgen für mein Nachbarland? Oder ein Land, das Hunderttausende Kilometer entfernt liegt?"

So wurde - der Mond liegt von der Erde 384.400 Kilometer entfernt - aus dem Heiligen Weltretterreich deutscher Nation eine das Weltall umfassende Herausforderung. Wo die Nation steht, merken wir gerade. Das Milliardengrab der Energiewende wird tiefer und tiefer ausgehoben, die deutsche Wirtschaft schmiert ab, Arbeitsplätze gehen verloren, NGOs und Kunstschaffende sollten schon mal anfangen, den Gürtel enger zu schnallen. Wir haben es so gewählt, wir haben es so gewollt. Was grenzt an Dummheit? Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande.

Baerbock and the City

Sie fragen zu Recht, warum ich Ihnen mit dem alten Zeug komme. Gibt es denn keine anderen Probleme im Land? Oh ja, zuhauf. Mir ist es in der Tat peinlich, mich an den Grünen und deren Protagonisten wieder einmal abzuarbeiten. Doch ich kann nicht anders. Zu Robi Habecks Heulsusen-Abgang habe ich mich nicht zu Wort gemeldet, weil ich dachte: Das tun schon andere zur Genüge. Es sind die jüngsten Videos der Unheiligen Annalena aus New York, die mich antrieben. Sie sind der Gipfel der Unverfrorenheit. Hier eine Menge verbocken und sich dann in die Büsche schlagen. Wobei ich New York nicht mit Hinterwald vergleichen will.

Ich frage mich, ob die Frau überhaupt so etwas wie Scham- und Taktgefühl sowie Einfühlungsvermögen hat, nachdenkt, wie das da draußen ankommt, wenn Frau mit einem von Steuergeldern prima bezahlten Job auf den Putz haut, ob ihr klar ist, dass da ein paar ihrer Anhängenden über die "Sex and the City"-Nachahmung jubeln und vielleicht Gänsehaut bekommen, aber sehr viele andere Einwohnende dieses Landes denken: Die merkt wirklich nichts! Ich hatte beim Anblick des Videos einen schlimmen Anfall von Fremdscham, der noch nicht abgeklungen ist. Ich glaube, die Frau findet das und sich tatsächlich richtig richtig gut. Ihr Selbstbewusstsein ist mindestens so groß wie das Ritz, das hätten sicher viele Zeitgenossinnen sehr gern. Nur klafft da eine kratergroße Lücke zwischen Eigenbild und Wirklichkeit.

Den Job in New York hat die Heilige Annalena ja nur bekommen, weil sie die hochgeschätzte deutsche Diplomatin Helga Schmid abgesägt hat, auf die sich die Bundesregierung längst festgelegt hatte. Weil die fortschrittlichste Fortschrittskoalition des Universums zerbrach, krallte sich die Unheilige Annalena den Posten. Das war kein Ausdruck von Frauen-Power, sondern ein Beleg für schnöde Mauschelei unter Politikern. Das Amt der Außenministerin zu nutzen, um sich in den letzten Wochen an der Macht einen Traumjob zu sichern - diese Abgehobenheit auch noch in einem ach so heiteren Video zu demonstrieren, ist äußerst fragwürdig.

Symboldebatten und Wurstkonsum

Ich finde Söders fetischhaftes Wurstgefresse auf jedem Markt, den er heimsucht, auch extrem peinlich. Oder wie es Robi Habeck sagte: "Es lenkt ab von den Gründen, die Menschen haben können, sich nicht gesehen und nicht mitgenommen zu fühlen." Also da sind die Grünen ganz anders, die setzen auf reine Sachpolitik, oder? "Julia Klöckner ist insoweit für mich eine Polarisierungsunternehmerin, als dass sie sich ja gar nicht um die realen Probleme vieler Menschen kümmert, sondern, ganz im Gegenteil, vor allem Empörungsdebatten und Symboldebatten danebenstellt." Das hat Ricarda Lang in einem "Stern"-Podcast gesagt. "Und diese Symboldebatten spalten uns nicht nur innerhalb des demokratischen Spektrums, sondern durchaus auch als Gesellschaft."

Während die Grünen für Zusammenhalt sorgen. Nehmen wir die aus Kolumnistensicht fantastische Jette Nietzard, noch immer Chefin der Grünen Jugend. Sie offenbarte in einem leider schon wieder gelöschten Video, nach was sie und ihresgleichen sich in Wahrheit sehnen: schön essen, durch die Welt reisen und viel Kohle haben. "Söder lebt eigentlich das gute Leben, von dem wir immer alle sprechen." Weiter: "Er isst den ganzen Tag, er reist. Dies. Das." Jedoch: "Er muss nicht arbeiten." Denn: "Eigentlich isst der die ganze Zeit und macht Tiktoks und so. Wollen wir doch alle. Würde ich auch gerne haben so'n Leben. Und er verdient dabei 32.000 Euro im Monat." Weil er Ministerpräsident und Abgeordneter im Landtag ist: "Kriegt deshalb bisschen doppelt Geld. Und das ist halt schon geil."

"Aber wisst ihr, er will das halt nicht für alle", verkündet die junge Frau mit dem Sendungsbewusstsein einer Hundertschaft. "Seine Politik sagt halt: Ich will reich sein. Ich will geiles Essen. Ich fliege um die Welt. Aber ihr dürft es nicht haben." Sie fände es "fair", wenn das alle anderen Menschen auch bekämen. "Aber nö. Dieser Hundesohn will einfach das gute Leben für sich und nicht für alle. Das ist doch irgendwie assi." Anders als das, was die Heilige Annalena macht - eine Frau von tadellosem Charakter.

Quelle: ntv.de

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