Student schießt auf Kommilitonen Was wir über den Amoklauf in Heidelberg wissen
25.01.2022, 15:29 Uhr
Fest steht, dass der Täter seinen Angriff nach drei Schüssen unterbrach, warum, ist unklar.
(Foto: dpa)
Die Frage, die im Raum steht: Heidelberg? Das idyllische 160.000-Einwohner-Örtchen am Neckar? Man dachte, die Welt dort wäre zu großen Teilen noch in Ordnung. Niemals würde man an einen Amoklauf in Zusammenhang mit der altehrwürdigen Universitätsstadt Heidelberg in Baden-Württemberg denken. Bis zum Montag, dem 24. Januar 2022, als ein 18-Jähriger in einem Hörsaal der dortigen Uni eine 23-jährige Kommilitonin - gezielt? - erschießt und drei weitere Studenten verletzt. Die Fragen lauten nun: Wie konnte ein 18-Jähriger Waffen im Ausland kaufen? Was hat ihn zu der Tat veranlasst? In welcher Beziehung stand er zu seinen Opfern? Und wie können wir unsere Schulen und Universitäten in Zukunft besser schützen? Die Polizei steht mit ihren Ermittlungen noch am Anfang, hier eine Zusammenfassung der Lage.
Wer ist der Täter?
Der Täter ist ein 18-jähriger Student. Er scheint die Opfer gekannt zu haben, es handelt sich um Kommilitonen: Eine 23-jährige Studentin starb wenige Stunden später im Krankenhaus, sie erlag ihren Kopfverletzungen, drei weitere Studenten wurden leicht verletzt. Der Amokläufer erschoss sich wenig später auf dem Gelände der Hochschule Heidelberg im Außenbereich selbst. Vor seiner Tat verschickte der Täter eine Whatsapp-Nachricht an seinen Vater, dass "Leute bestraft werden müssen". Außerdem habe er erklärt, eine Seebestattung zu wünschen. Er soll Student der organismischen Biologie und somit ein Kommilitone seiner Opfer gewesen sein. In welcher Beziehung der Täter zu den attackierten Studenten überdies stand (Beziehung, Eifersucht) ist nicht bekannt. Der Täter lebte den Erkenntnissen nach allein in Mannheim und war nicht auffällig. Der Täter war nicht vorbestraft.
Was weiß man über die Tat?
Erste Notrufe gingen am Montag um 12.24 Uhr ein, die Polizei war um 12.30 Uhr vor Ort. Laut "Bild"-Zeitung waren mehr als 400 Polizeibeamte im Einsatz, darunter das Mobile Kommando und das Spezialeinsatzkommando des Polizeipräsidiums in Göppingen, auch das Kriminaltechnische Institut des Landeskriminalamtes in Stuttgart war vor Ort.
Der Ort des Verbrechens: Hörsaal INF 360 im Erdgeschoss des Zentrums für organismische Studien - theoretisch passen an die 170 Studierende in den Hörsaal, das Gebäude ist noch geschlossen. Auf dem Campus herrschten laut Polizeibericht "Chaos und Todesangst". Niemand war in der Lage, den Schützen zu überwältigen. Um 12.51 Uhr wurde die Leiche des Schützen im Außenbereich des Campus von der Polizei entdeckt.
Gibt es Ansatzpunkte zum Motiv des Täters?
Das Motiv des Schützen ist bislang unbekannt. Fest steht, dass der Täter seinen Angriff nach drei Schüssen unterbrach, warum, ist unklar. Polizeipsychologe Adolf Gallwitz erklärt in einem Interview mit dem SWR: "Ein Mensch wird zum Amokläufer, weil er die vorhandenen oder subjektiv wahrgenommenen Kränkungen von der Kindheit an (...) als besonders schlimm erlebt. Weil er keine Strategien entwickelt, um sich gegen diese subjektiv erlebten Kränkungen wehren zu können (...): 'Niemand mag mich'. In dieser Sackgasse beginnt er, sich mit Gewalt zu beschäftigen, damit er eine Kompensation findet. Er kommt nicht mehr aus diesen Gewaltfantasien heraus." Gallwitz fasst zusammen, dass es" immer Vorzeichen gibt", und dass man die Signale gefährdeter Personen durchaus deuten kann.
Was weiß man über die Tatwaffe?
Bei der Waffe handelt es sich um eine Schrotflinte. Die Schrotflinte kaufte der 18-Jährige im Ausland - wie es zu dem Verkauf an den Täter kommen konnte, wird derzeit ermittelt. Der Täter hätte ein noch größeres Blutbad anrichten können: Er hatte eine weitere Waffe bei sich, eine Repetierwaffe, und noch über hundert Schuss Munition.
Mit Verwandten, Freunden und Bekannten wird geklärt, ob eine mögliche Verbindung zu den Opfern bestand, die Ermittlungen dauern an.
Quelle: ntv.de, soe