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Zahl der Todesopfer steigt Wassermassen sorgen für Chaos in Südosteuropa

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Viele Menschen in den betroffenen Regionen in Griechenland haben ihr Hab und Gut verloren.

Viele Menschen in den betroffenen Regionen in Griechenland haben ihr Hab und Gut verloren.

(Foto: REUTERS)

Es hört nicht auf zu regnen. Massive Niederschläge fordern in Griechenland, Bulgarien und der Türkei mehrere Todesopfer. Flüsse treten über ihre Ufer, Brücken werden beschädigt, Stromnetze brechen zusammen. Lediglich in einem der betroffenen Länder dürfte sich die Lage bald entspannen.

Bei heftigen Regenfällen und dadurch ausgelösten Überschwemmungen sind in der Türkei und den Nachbarstaaten Griechenland und Bulgarien mindestens 14 Menschen gestorben. Allein aus der Türkei wurden mindestens sieben Todesopfer gemeldet. Vor allem im Nordwesten des Landes hatte der Regen in der Nacht und am Vorabend vielerorts Straßen in reißende Flüsse verwandelt, unter anderem in Istanbul. In Bulgarien starben vier Menschen, in Griechenland meldeten die Behörden drei Todesopfer.

In Istanbul starben nach Angaben des Gouverneurs am Dienstagabend zwei Menschen infolge des Unwetters. Fünf weitere Menschen kamen in der ebenfalls im Nordwesten des Landes gelegenen Provinz Kirklareli ums Leben, ein Mensch wird dort noch vermisst. Im Laufe des Tages ließ der Regen nach, die Aufräumarbeiten begannen.

Die Straßen von Istanbul hatten sich zuvor in reißende Flüsse verwandelt, eine U-Bahn-Station stand teilweise unter Wasser. Aus einer Stadtbücherei mussten Medienberichten zufolge Dutzende Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Fernsehen und in Onlinenetzwerken waren Bilder von Autos und Marktständen zu sehen, die von den Wassermassen fortgespült wurden. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben des türkischen Innenministeriums in den Unwettergebieten verletzt.

Vor dem Brand gerettet, vom Unwetter zerstört

Auch in Griechenland, das in den vergangenen Wochen unter extremer Hitze und vielen Waldbränden gelitten hatte, gingen seit Dienstag sintflutartige Regenfälle nieder. Nach Angaben eines Meteorologen erreichte die Niederschlagsmenge teilweise Werte, wie sie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen 1955 registriert worden waren. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte Vassilis Tsalamouras in der Stadt Vólos im Zentrum des Landes. "Tausende Geschäfte und Gebäude wurden überflutet, und niemand ist hier, uns zu helfen", sagte der 58-Jährige.

In Vólos brach das Stromnetz zusammen, ein zuvor als vermisst gemeldeter 51-jähriger Mann konnte am Dienstag nur noch tot geborgen werden. Am heutigen Mittwoch wurde zudem im Dorf Paltsi die Leiche einer seit Dienstag vermissten 87-Jährigen gefunden. Eine weitere Leiche in der Stadt Karditsa im Zentrum des Landes. "Alles, was vor dem Brand im Juli gerettet wurde, hat dieses Unwetter zerstört", sagte der Einwohner Christos Kleftakis in dem von den vorherigen Bränden stark betroffenen Dorf Nea Anchialos.

In den überfluteten Gebieten herrscht Chaos. Immer wieder müssen Menschen gerettet werden, die vom Wasser eingeschlossen sind. Auch der Verkehr liegt lahm, vor allem in der Region Thessalien in Mittelgriechenland. Dort untersagte der Zivilschutz den Bürgern vielerorts, das Auto zu nehmen, und warnte davor, überhaupt auf die Straße zu gehen. Zum einen sind viele Straßen und Bäche überflutet, zum anderen blockieren Privatautos dann die wichtigsten Verkehrsverbindungen für die Rettungsdienste. Außerdem gefährdeten die Menschen sich selbst, weil immer wieder Autos von den Wassermassen mitgerissen werden.

Tausende Urlauber betroffen

Auch in Bulgarien gingen völlig ungewöhnliche Wassermassen nieder, die vielerorts zu Überschwemmungen führten. Nach Angaben eines Sprechers der Rettungskräfte fiel innerhalb von 24 Stunden so viel Niederschlag wie sonst innerhalb mehrerer Monate. Derartige Regenfälle habe es zuletzt 1994 gegeben.

Flüsse traten über die Ufer, Brücken wurden beschädigt, und die gesamte Region südlich der Küstenstadt Burgas war vorübergehend von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Tausende Urlauber waren betroffen. Fotos und Videos in den Onlinenetzwerken zeigten Wohnmobile und Autos, die auf Campingplätzen an der Küste von den Wassermassen ins Meer gespült wurden.

Ein 61-jähriger Bauarbeiter starb nach Angaben des örtlichen Polizeichefs durch Ertrinken, zudem wurden die Leichen eines 50-jährigen Mannes sowie zweier Frauen gefunden. Ihr Auto versank demnach in den Fluten eines reißenden Flusses, nachdem die Brücke, die sie überqueren wollten, eingestürzt war.

Am stärksten betroffen war nach Behördenangaben der Ort Zarewo. Nach Angaben von Tourismusministerin Zaritsa Dinkova waren dort rund 4000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Umweltminister Julian Popov warnte laut dem Fernsehsender Nova vor der Gefahr, die von "dem schlechten Zustand der Infrastruktur und zu vielen Bauarbeiten an der Küste" ausgehe.

Es regnet "dauernd an derselben Stelle"

Für Mittelgriechenland können die Meteorologen derweil keine Entwarnung geben, im Gegenteil. Auch in der Nacht zum Donnerstag solle es weiterhin stark regnen und stürmen. Das gilt auch für die Türkei: Dort warnen die Behörden ebenfalls vor weiteren Unwettern in der Schwarzmeerregion. Lediglich in Bulgarien scheint sich die Lage zu entspannen - dort soll es erst einmal nicht mehr regnen.

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Überschwemmungen waren an der Schwarzmeerküste bisher selten. Für die immer häufigeren Unwetterkatastrophen und deren gravierende Folgen machen Experten den Klimawandel und den oftmals schlechten Zustand der Infrastruktur verantwortlich.

Der Meteorologe Kostas Lagouvardos vermutet, dass die aktuell relativ hohen Meerestemperaturen zu der Extremwetterlage beigetragen haben könnten. "Es handelt sich um ein statisches System, das ständig mit feuchter Meeresluft versorgt wird, wodurch es dauernd an derselben Stelle regnet", sagte er.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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