Panorama

Bluttat in Berliner Klinik Weizsäcker-Sohn bei Vortrag erstochen

Während eines Vortrags in einer Berliner Privatklinik geht ein Mann auf den Redner los und verletzt ihn tödlich. Bei dem Toten handelt es sich um Fritz von Weizsäcker, Chefarzt und Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Ein unauffälliges Plakat lockt zum Fachvortrag in der Schlosspark-Klinik. Um "Fettleber - (K)ein Grund zur Sorge?" soll es gehen. Gut ein Dutzend Menschen finden an diesem kalten, nassen Novembertag zu dem Krankenhaus am Rande des Schlossgartens in Berlin-Charlottenburg. Beim "Forum 11/2019" im Tagungsraum Haus H der Abteilung für Psychiatrie spricht Dozent Fritz von Weizsäcker. Der Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ist Chefarzt an der Schlosspark-Klinik. Es geht um sein Fachgebiet, "die Fettleber, eine weitgehend unbekannte, aber zunehmende Volkskrankheit".

Nach ersten Ermittlungen der Polizei löst sich während des Vortrags plötzlich ein Mann aus der Reihe der Zuhörer. Der bewaffnete Unbekannte stürmt auf den Dozenten zu. Ein Polizist, der zufällig unter den Zuschauern sitzt, versucht noch, den Mann aufzuhalten. Der Beamte in seiner Freizeit wird dabei selbst schwer verletzt. Er wird später in ein anderes Krankenhaus gebracht. Um 18.59 Uhr geht bei Feuerwehr und Polizei ein Notruf ein, Rettungssanitäter und ein Notarzt eilen zu Hilfe. Sie können dem schwer verletzten Spitzenmediziner nicht mehr helfen. Ein Wiederbelebungsversuch bleibt erfolglos. Der 59 Jahre alte Fritz von Weizsäcker ist tot.

Mehrere Zuhörer aus dem Saal können den Angreifer überwältigen. So kann er kurz darauf der Polizei übergeben werden. Über den Angreifer ist wenig bekannt, auch Hinweise auf ein Motiv oder die Staatsangehörigkeit fehlen zu diesem Zeitpunkt. Ein Polizeisprecher sagte am Morgen lediglich, dass es sich um einen 57-jährigen Mann handele, der der Polizei bisher unbekannt war. Die Ermittlungen der Polizei laufen. Dabei soll auch die Familie von Weizsäckers befragt werden, ob es möglicherweise Hinweise auf eine Bedrohung des Internisten gab.

Gerichtsmediziner, Kriminaltechniker und Ermittler einer Mordkommission sichern am Tatort mögliche Spuren. Teile der privaten Klinik werden dafür abgesperrt. Vor dem modernen Gebäude stehen überall blau-weiße Wagen von Polizei und Ermittlern. Die Klinikleitung will sich bislang nicht äußern.

Jüngster Sohn des früheren Bundespräsidenten

Das Opfer, der 1960 in Essen geborene Mediziner Fritz von Weizsäcker, war nach Stationen in Freiburg, Boston und Zürich seit 2005 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I an der Schlosspark-Klinik. In der Privatklinik gibt es laut Website regelmäßig Veranstaltungen, die sich in der Regel an interessierte medizinische Laien wenden, die etwas über Erkrankungen, deren Diagnose und Therapiemöglichkeiten erfahren möchten.

Fritz von Weizsäcker stammte aus einer sehr bekannten Familie. Sein Vater Richard von Weizsäcker (1920-2015) war von 1984 bis 1994 Bundespräsident, zuvor 1981 bis 1984 für die CDU Regierender Bürgermeister von Berlin (West). Seine Mutter ist die frühere deutsche First Lady Marianne von Weizsäcker. Seine Eltern hatten 1953 geheiratet. Richard von Weizsäcker arbeitete damals als Jurist bei Mannesmann. Bis 1962 wohnte die Familie in Essen und Düsseldorf, zog dann nach Ingelheim und 1967 nach Bonn. Fritz von Weizsäcker war das jüngste der vier Kinder. Sein Bruder Andreas starb 2008, es leben noch die Schwester Beatrice und der älteste Bruder Robert Klaus. Einer seiner Cousins ist der Umweltwissenschaftler und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Quelle: ntv.de, ino/ibu/dpa

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