Mehr Geld notwendig Studie: Im Bildungssystem fehlt noch über Jahre Personal
17.06.2024, 17:43 Uhr Artikel anhören
In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Bildungsausgaben um fast 50 Prozent - doch das reicht nicht aus.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der Bildungspolitik drängen sich Probleme und Herausforderungen in den verschiedensten Bereichen auf. Um unter anderem den grassierenden Personalmangel zu bewältigen, brauche es kreative Ansätze, heißt es in einer Studie.
Personalmangel, unzureichende Finanzierung, soziale Ungleichheiten: Das deutsche Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen. Dies zeigt der Bericht des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) "Bildung in Deutschland 2024".
Ein großes Problem für den Bildungsbereich ist der Analyse zufolge der Personalmangel. Bei Kindertagesstätten beispielsweise stieg zwar die Zahl des pädagogischen Personals in den vergangenen zehn Jahren um 54 Prozent, in Westdeutschland erwarten die Forschenden dennoch eine bis 2035 anhaltende Personallücke. Um den Mangel zu beheben, brauche es kreative Ansätze, betont einer der Autoren des Berichts, der DIPF-Forscher Kai Maaz. Diese dürften aber nicht eine ausreichende Professionalisierung des Personals aus dem Blick verlieren.
Dem Bericht zufolge stiegen zwar in den vergangenen zehn Jahren die Ausgaben für Bildung um 46 Prozent. Dies reiche aber nicht aus, um einen erhöhten Bedarf zu decken. Bezogen auf die Wirtschaftskraft Deutschlands habe der Anteil der Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt zudem nur um 0,2 Prozentpunkte zugenommen.
Um über alle Lebensphasen hinweg ein hochwertiges Bildungsangebot zu sichern, müsse das Bildungssystem flexibel und bedarfsorientiert ausfinanziert werden, fordern die Autorinnen und Autoren des Berichts. Dieser wird alle zwei Jahre auf Basis von amtlichen Statistiken sowie sozialwissenschaftlichen Daten und Studien erstellt.
Soziale Herkunft entscheidend
Geprägt ist der deutsche Bildungsbereich den Angaben zufolge auch durch einen abnehmenden Bildungserfolg. Internationale und nationale Bildungsstudien hätten gezeigt, dass die Schulleistungen sowohl im Grundschulbereich als auch in der Sekundarstufe I stagnieren oder sogar zurückgehen.
Der Bildungserfolg ist zudem abhängig von der Herkunft: Nur 32 Prozent der Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien erhielten beispielsweise eine Gymnasialempfehlung, verglichen mit 78 Prozent aus privilegierten Familien. Die Bildungsungleichheiten ziehen sich dabei "durch die Biografie bis in die Erwachsenenbildung hinein", wie Maaz resümiert.
"Der Bildungserfolg hängt immer noch stark von der sozialen Herkunft ab- wir wollen dies nicht länger hinnehmen", sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei der Vorstellung des Berichts. Die Bundesregierung setze sich dafür ein, die Erfolgschancen junger Menschen nachhaltig zu verbessern. Als Beispiel dafür nannte die Ministerin das kürzlich ratifizierte Startchancen-Programm, mit dem Schulen in Brennpunkten unterstützt werden.
"Wir haben viele Herausforderungen, das bestätigt der Bericht", sagte auch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die saarländischen Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot. Die dort beschriebenen Entwicklungsbedarfe müssten nun in konkrete Programme münden.
Quelle: ntv.de, lme/AFP