Attentat in Idar-Oberstein Zeugen sahen Mord an Kassierer
23.09.2021, 15:52 Uhr
Das Entsetzen nach der Tat vom Samstagabend ist groß.
(Foto: dpa)
Weil er zum Tragen einer Maske aufgefordert wird, erschießt ein 49-Jähriger in Idar-Oberstein den Kassierer einer Tankstelle. Nach neuesten Erkenntnissen gab es bei der Tat Augenzeugen. Die Polizei prüft derzeit auch die Aktivitäten des Verdächtigen in den sozialen Medien.
Der tödliche Schuss auf einen Kassierer in einer Tankstelle in Idar-Oberstein ist von Augenzeugen beobachtet worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Bad Kreuznach mit. Nähere Angaben zu den Zeugen, die bei der Tat eines 49-Jährigen am Samstagabend vor Ort gewesen waren, wollte die Behörde nicht machen. Die Ermittlungen zu dem tödlichen Angriff, der im Streit um das Tragen einer Corona-Maske ausgelöst worden sein soll, dauern an.
Dem 49-jährigen Deutschen wird vorgeworfen, dem 20 Jahre alten Kassierer in der Tankstelle in den Kopf geschossen zu haben. Der junge Mann hatte ihn zuvor auf die Maskenpflicht hingewiesen. Nach seiner Festnahme sagte der Täter den Ermittlern zufolge, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne. Der zuvor nicht polizeibekannte Deutsche sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.
Die Tat löste bundesweit großes Entsetzen und Anteilnahme aus. Die Staatsanwaltschaft rechnet mit wochenlangen Ermittlungen. "Wir müssen uns jetzt erst mal selbst ein klares Bild machen", hatte Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann zuvor gesagt. Dazu gehörten auch Untersuchungen über die Herkunft der Tatwaffe und der anderen Waffen, die bei dem Mann sichergestellt worden waren. Er habe sie illegal besessen.
Verdächtiger verbreitete Gewaltfantasien
Die Polizei prüft derzeit auch die Aktivitäten des Täters in den sozialen Medien. Es seien sehr viele Hinweise dazu eingegangen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Trier. Nach gemeinsamen Recherchen des "Spiegels" und des auf Verschwörungsideologien spezialisierten Thinktanks CeMAS fiel der mutmaßliche Schütze bereits vor zwei Jahren auf einem Twitter-Profil mit nebulösen Gewaltfantasien auf.
Der Co-Vorsitzende der SPD, Norbert Walter-Borjans, hat ein frühes und entschlossenes Handeln der Behörden gefordert. "Wenn sich Anzeichen ergeben, dass sich eine Tat so anbahnt, so dass es wirklich zu einer hasserfüllten Auseinandersetzung kommt, dann muss der Staat reagieren", sagte Walter-Borjans im "ntv Frühstart".
Die Fachstelle für Betroffenenstärkung und Demokratieentwicklung in Rheinland-Pfalz wertet die Tat als "einen Verdachtsfall rechter Gewalt". Bisher bekannt gewordene Äußerungen des 49-Jährigen vor und nach der Tat würden auf eine "Widerstandsrhetorik" verweisen, "wie sie in rechtsextremen und verschwörungsideologischen Milieus verbreitet" ist, teilte die 2017 zur Beratung für Betroffene von rechtsextremer Gewalt gegründete Fachstelle m*Power in Koblenz mit.
Quelle: ntv.de, chf/dpa