Jeder siebte unter 18 betroffen 2,1 Millionen Kinder in Deutschland armutsgefährdet
01.07.2024, 13:09 Uhr Artikel anhören
EU-weit sind slowenische Kinder am wenigsten durch Armut gefährdet.
(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
Etwa 14 Prozent aller Kinder unter 18 sind in Deutschland armutsgefährdet. Dabei spielt der Bildungsabschluss der Eltern eine wichtige Rolle. EU-weit bewegt sich Deutschland im Mittelfeld. Die Gefahr, dass armutsgefährdete Kinder ausgegrenzt werden, ist aber höher als im Durchschnitt.
In Deutschland waren im vergangenen Jahr knapp 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet. Das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 14 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Armutsgefährdungsquote Minderjähriger lag damit leicht unter jener der Gesamtbevölkerung (14,4 Prozent). Ähnlich wie letztere ist auch die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen leicht gesunken: 2022 hatte sie bei 15 Prozent gelegen. In der Gesamtbevölkerung waren es insgesamt 14,8 Prozent.
Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2023 lag dieser Schwellenwert für Alleinlebende in Deutschland bei 1314 Euro netto im Monat, für Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren waren es 2759 Euro netto im Monat. Um das Einkommen vollständig zu erfassen, wird das Jahreseinkommen erfragt. Dadurch beziehen sich die Fragen zum Einkommen auf das Vorjahr der Erhebung, in diesem Fall also auf das Jahr 2022.
Wie stark Kinder und Jugendliche von Armut bedroht sind, hängt auch von der Bildung ihrer Eltern ab. Die Armutsgefährdungsquote von unter 18-Jährigen, deren Eltern über einen niedrigeren Bildungsabschluss wie etwa einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne beruflichen Abschluss verfügten, lag 2023 hierzulande bei 36,8 Prozent. Unter Kindern und Jugendlichen von Eltern mit einem mittleren Bildungsabschluss waren 14,3 Prozent armutsgefährdet. Zu den mittleren Bildungsabschlüssen zählen beispielsweise eine abgeschlossene Berufsausbildung oder das Abitur. Hatten die Eltern einen höheren Bildungsabschluss wie etwa einen Meistertitel oder ein abgeschlossenes Studium als höchsten Abschluss, waren 5,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht.
Arme Kinder auch ausgrenzungsgefährdet
Wie die Bundesstatistiker weiter erklärten, waren 2023 rund 23,9 Prozent der Minderjährigen in Deutschland neben Armut auch von sozialer Ausgrenzung bedroht. Damit lag Deutschland unter dem EU-Schnitt, der bei 24,8 Prozent lag. Dennoch war der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Kinder und Jugendlichen in mehr als der Hälfte aller EU-Staaten niedriger als hierzulande.
Am wenigsten von Armut und Ausgrenzung waren Kinder und Jugendliche mit 10,7 Prozent in Slowenien betroffen. Dahinter folgten Finnland mit 13,8 Prozent und die Niederlande mit 14,3 Prozent. Den höchsten Anteil hatten die Länder Rumänien, Spanien und Bulgarien - mit jeweils 39, 34,5 und 33,9 Prozent. Insgesamt waren im Jahr 2023 EU-weit rund 19,9 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Die Angaben stammen laut Bundesamt aus der sogenannten Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC), die in Deutschland wie der gesamten EU als amtliche Hauptdatenquelle zur Messung von Armutsgefährdung dient
Quelle: ntv.de, gri/rts/AFP