Keine Flüge mehr aus Israel AA empfiehlt Busfahrt durch die Negev-Wüste
14.10.2023, 17:48 Uhr Artikel anhören
In Akaba starten am Sonntag zwei Flüge in Richtung Deutschland. Die Stadt liegt allerdings mehrere Stunden Autofahrt durch die Negev-Wüste von Tel Aviv entfernt.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Innerhalb von zwei Tagen fliegt die Lufthansa Hunderte Deutsche aus Israel zurück in die Heimat. Weitere Flüge sind zunächst nicht vorgesehen. Das Auswärtige Amt verweist nun auf eine Verbindung aus dem jordanischen Akaba. Wer sich für diese Option entscheidet, braucht allerdings ein Visum.
Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben etwa 2800 Bundesbürger und Familienmitglieder bei der Ausreise aus Israel unterstützt. Die Menschen hätten das Land nach Beginn der Angriffe der islamistischen Hamas vor einer Woche zu Land, Luft und See verlassen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Am Freitag hatte die Lufthansa noch mit vier vom Auswärtigen Amt organisierten Sonderflügen mehr als 800 deutsche Staatsangehörige aus Israel nach Deutschland geflogen; auch am Donnerstag waren vier Lufthansa-Flugzeuge eingesetzt. Nun wird der Heimweg aus der Krisenregion jedoch komplizierter: Die Airline hatte ihre Linienflüge vorerst gestoppt. Hintergrund seien "neben der ungewissen Sicherheitslage auch ungelöste Fragen der operativen Stabilität in Tel Aviv", hieß es. Israel bereitet nach dem brutalen Angriff der palästinensischen Terrorgruppe Hamas offenbar eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor.
Das Auswärtige Amt verwies nun auf zwei Flüge am Sonntag mit dem Ferienflieger Condor aus dem jordanischen Akaba. Die Stadt am Roten Meer liegt allerdings mehrere Stunden Auto- oder Busfahrt durch die Negev-Wüste von Tel Aviv entfernt. Teile der Route verlaufen nicht weit vom Gazastreifen entfernt. Zudem wird für die Einreise nach Jordanien ein Visum benötigt. Dieses könnten die Ausreisenden jedoch schnell und unkompliziert online oder bei der Ankunft in Jordanien erwerben, so das Auswärtige Amt.
Kritik an Evakuierungsflügen durch zivile Airlines
Die neue Ausreiseoption über Jordanien ist bislang nur in sehr geringem Umfang abgerufen worden. Das Auswärtige Amt wollte Menschen, die sich dafür entschlossen haben, beim Bustransport nach Akaba helfen. Auch der Flughafen Tel Aviv sei weiter offen und werde von kommerziellen Fluggesellschaften angeflogen. Derzeit konzentriere man sich darauf, Ausreisewilligen weitere Ausreiseoptionen zu vermitteln.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte Rückholflüge durch zivile Fluggesellschaften bereits am Freitag kritisiert. Wegen des "unkalkulierbaren Risikos" müssten derartige Flüge von der Luftwaffe durchgeführt werden, hieß es. Militär-Crews seien für derartige Operationen geschult und ihre Flugzeuge verfügten über entsprechende Ausrüstung. Die Luftwaffe hatte dazu erklärt: "Erst wenn ein ziviler Lufttransport aufgrund einer existierenden Bedrohung für die Luftfahrzeuge nicht mehr möglich ist, kann die Bundeswehr mit ihren geschützten Transportflugzeugen dafür eingesetzt werden."
150 Deutsche in Gaza auf der Krisenvorsorgeliste
Die Ausreisen deutscher Staatsangehöriger hätten "für den Moment" zu stark gesunkener Nachfrage geführt. Auch die Eintragungen auf der Krisenvorsorgeliste des Ministeriums, dem Elefand-System, seien deutlich zurückgegangen. Die Erfassungen seien in den vergangenen 48 Stunden von etwa 5500 auf aktuell 3600 zurückgegangen. Die Zahlen würden derzeit konsolidiert, da sich viele Ausgereiste vermutlich nicht ausgetragen hätten. Für Gaza wurden dort zirka 150 Menschen erfasst, für das Westjordanland etwa 320 Personen. Man sei in enger Abstimmung mit den israelischen und ägyptischen Behörden, um Ausreisemöglichkeiten aus Gaza zu erreichen.
Das Außenministerium appellierte an ausreisewillige Deutsche, sich in Elefand einzutragen. Man halte zu allen kontinuierlichen Kontakt. Zudem bereite man sich "auf alle Eventualitäten vor, zum Beispiel für den Fall einer Verschärfung der Lage", hieß es.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa