Weiterreise in die Türkei Abbas trifft Blinken und fordert sofortige Waffenruhe
05.11.2023, 13:43 Uhr Artikel anhören
Blinken strebt eine Feuerpause an, Abbas will eine Waffenruhe.
(Foto: dpa)
Auf seiner Reise durch den Nahen Osten stattet US-Außenminister Blinken auch dem Westjordanland einen Besuch ab. Bei dem überraschenden Treffen mit Palästinenserpräsident Abbas werden vor allem die Differenzen deutlich.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken in Ramallah eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Abbas habe sich außerdem dafür ausgesprochen, mehr Hilfsgüter und auch Treibstoff in den Küstenstreifen zu lassen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Abbas sprach von einem "Genozid" Israels an den Einwohnern des Gazastreifens.
Israel weist diese Vorwürfe zurück und betont, es greife nur Ziele der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas an. Israels Ziel ist es, nach dem Massaker am 7. Oktober die militärischen Fähigkeiten der Hamas komplett zu zerstören. Abbas warnte auch vor einer Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen, dem Westjordanland oder Jerusalem. Frieden und Sicherheit könne es nur durch eine "Beendigung der israelischen Besatzung" geben. Für diesen Punkt wird seit Jahrzehnten in diplomatischen Verhandlungen keine Lösung gefunden.
Nach Angaben von Blinkens Sprecher Matthew Miller sprachen die beiden auch "über die Notwendigkeit, die extremistische Gewalt gegen Palästinenser" im Westjordanland "zu stoppen". Seit Beginn des Krieges ist auch die Gewalt im von Israel besetzten Westjordanland eskaliert. In dem Palästinensergebiet wurden seither mehr als 150 Palästinenser nach palästinensischen Angaben durch die israelische Armee oder extremistische israelische Siedler getötet.
Nur Feuerpause, nicht Waffenstillstand
Abbas äußerte die Bereitschaft, "volle Verantwortung" für den Gazastreifen zu übernehmen, aber nur als Teil eines "Pakets" mit einer umfassenden politischen Lösung auch für das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen eigenen Staat.
Blinken hat sich dafür ausgesprochen, dass die palästinensische Autonomiebehörde von Abbas wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. Diese Vision wird aber von den meisten Mitgliedern der gegenwärtigen Regierung in Israel als Gefahr für den jüdischen Staat angesehen und daher abgelehnt. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Kontrolle des Gazastreifens an sich gerissen und die Fatah von Abbas von dort vertrieben.
Blinken setzt sich für eine vorübergehende humanitäre Feuerpause ein, lehnt aber einen Waffenstillstand ab. Dieser würde nur dazu führen, dass die Hamas an der Macht bleiben und das Massaker vom 7. Oktober wiederholen könnte, erklärte er am Samstag in Amman.
Am Sonntagabend reist Blinken in die Türkei weiter. Dort wolle er unter anderem über mögliche Wege zu einem "dauerhaften und nachhaltigen Frieden im Nahen Osten" sprechen, zu denen "die Einrichtung eines palästinensischen Staates" gehöre, teilte das US-Außenministerium mit.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa