Politik

Tiere statt Menschen gerettet? Afghanistan-E-Mail legt Johnson-Lüge nahe

Larry ist die offizielle Katze des britischen Regierungssitzes.

Larry ist die offizielle Katze des britischen Regierungssitzes.

(Foto: picture alliance / Photoshot)

Im vergangenen Sommer zogen sich westliche Streitkräfte überhastet aus Afghanistan zurück. Mit Evakuierungsflügen retteten sie Tausende Ortskräfte. Doch Großbritannien ließ einige von ihnen womöglich im Stich - zugunsten von Haustieren und auf Anweisung von Premierminister Johnson.

Es gibt neuen Ärger für den britischen Premierminister Boris Johnson. Medienberichten zufolge könnte er die Evakuierung von etwa 150 Katzen und Hunden aus der afghanischen Hauptstadt Kabul autorisiert haben - zulasten von Menschen. Das legt eine E-Mail aus dem britischen Außenministerium nahe, die vom Auswärtigen Ausschuss des Unterhauses veröffentlicht wurde.

Die Evakuierung der Tiere im vergangenen Sommer, als sich westliche Truppen überhastet aus Afghanistan zurückzogen, hatte in Großbritannien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Berichte, Johnson habe sich persönlich für das Ausfliegen der Tiere eingesetzt, tat der Premier jedoch als "kompletten Unsinn" ab. In der internen E-Mail des Außenministeriums heißt es jedoch ausdrücklich, Johnson habe die Evakuierung von Mitarbeitern und Tieren autorisiert.

Ein Sprecher des Premierministers wies diesen Vorwurf erneut zurück. "Es bleibt dabei, dass der Premierminister keine Anweisungen an Beamte zu einer bestimmten Vorgehensweise gegeben hat", sagte der Sprecher. Kritiker befürchten, dass die Evakuierung der Tiere zulasten von Menschen ging, denen Racheakte der militant-islamistischen Taliban gedroht haben.

Ehemaliger Soldat flog mit Tieren

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Großbritannien hatte innerhalb von Tagen 15.000 eigene Staatsbürger und lokale Mitarbeiter von Streitkräften und anderen britischen Einrichtungen außer Landes gebracht, während die Taliban in rasender Geschwindigkeit die Kontrolle über Afghanistan an sich rissen. Tausende Menschen mit Verbindungen zu Großbritannien waren bei der überstürzten Aktion in dem Land zurückgeblieben.

Der ehemalige britische Soldat Paul (Pen) Farthing hatte sich in einer tagelangen Kampagne auf sozialen Medien und in Fernsehinterviews für das Ausfliegen der Tiere eingesetzt - mit Erfolg. Er verließ das Land mitsamt der Katzen und Hunde in einem Charterflug in letzter Sekunde. Die Mitarbeiter der von ihm gegründeten Tierschutzorganisation Nowzad in Kabul mussten jedoch zunächst zurückbleiben.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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