Politik

Zapfenstreich vor Reichstag Afghanistan-Rückkehrer werden doch geehrt

Am 30. Juni landeten die letzten Soldaten aus Afghanistan in Deutschland.

Am 30. Juni landeten die letzten Soldaten aus Afghanistan in Deutschland.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool)

Die letzten deutschen Soldaten kehren still aus Afghanistan zurück, ohne feierlichen Empfang. Dafür erntet die Bundesregierung heftige Kritik - und lenkt nun doch ein. Am 31. August soll der Einsatz der Heimkehrer mit dem höchsten militärischen Zeremoniell gewürdigt werden.

Der nach fast 20 Jahren beendete Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr wird jetzt doch mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag in Berlin gewürdigt. Darauf einigten sich Bundesregierung und Parlament nach mehrtägigen Gesprächen. Zuvor hatte es Kritik gegeben, weil kein Politiker die letzten Einheiten bei ihrer Heimkehr Ende Juni in Empfang genommen hatte.

Nun soll es am 31. August zunächst im Bendler-Block, dem Sitz des Verteidigungsministeriums in Berlin, eine Kranzniederlegung geben, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gegenüber ntv bestätigte. Es sei ein "Gedenken an die, die in Afghanistan gestorben sind". Danach gebe es vor dem Reichstag einen Empfang des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie den Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude. Die Ministerin sprach von einem "öffentlichen Dankeschön".

Zunächst waren alle Elemente der Veranstaltung allein im Verteidigungsministerium geplant. "Es hat sich dann aber herausgestellt, dass aus der Bundeswehr selbst, aber auch aus dem politischen Bereich der Wunsch gekommen ist, das doch in eine breitere Öffentlichkeit zu stellen." Kramp-Karrenbauer sei sehr froh, dass auch der Bundespräsident seine Zusage zum Großen Zapfenstreich gegeben hätte. So sind ein Appell und Gespräche von Frank-Walter Steinmeier mit Hinterbliebenen und Angehörigen vorgesehen. Danach werden die Soldaten vor dem Reichstagsgebäude geehrt.

"Lagebild ist etwas unklar"

Der Einsatz in Afghanistan war einer der längsten in der Geschichte der Bundeswehr. Ursprünglich sollten die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 militärisch unterstützt werden. Im Januar 2002 trafen die ersten Kräfte in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein. Seitdem verloren 59 deutsche Soldaten ihr Leben. Mehr als zwölf Milliarden Euro kostete der Einsatz. Zunächst war er zur Friedenssicherung gedacht, wurde dann aber zum Kampfeinsatz gegen die aufständischen Taliban. Zuletzt war der Kernauftrag der NATO-Truppe die Ausbildung afghanischer Streitkräfte.

Zum derzeitigen Vormarsch der Taliban sagte Kramp-Karrenbauer: "Die Taliban machen militärische Fortschritte. Das ist ganz ohne Zweifel so. Das Lagebild ist etwas unklar, weil nicht alle Provinzen, die da erobert werden, auch auf Dauer gehalten werden. Aber der Einfluss der Taliban wächst." Man versuche weiter zu unterstützen, "auch im zivilen Bereich, auch im Kontakt mit der Regierung", sagte die Ministerin. Ob es zu einem geordneten Prozess zwischen Regierung und Taliban kommt, "sei noch nicht absehbar".

"Im Vordergrund stand zuerst die sichere Heimkehr"

Die Bundeswehr hatte den Abzug zuletzt deutlich vorantreiben müssen, nachdem die US-Regierung unter Präsident Joe Biden den Abzug beschleunigt hatte. Die letzten internationalen Soldaten sollen bis spätestens 11. September Afghanistan verlassen haben. Vor Beginn der Rückverlegung im Mai waren noch 1100 Männer und Frauen der Bundeswehr im Land.

Die letzten deutschen Soldaten kehrten am 30. Juni in die Heimat zurück. Der letzte Kommandeur des Afghanistan-Einsatzes, Brigadegeneral Ansgar Meyer, begründete die stille Ankunft ohne Beteiligung der Bundesregierung damals mit der Gefahr von Taliban-Angriffen beim Abflug. Außerdem wäre es aus seiner Sicht "ungerecht" gewesen, nur den letzten 264 Soldaten des fast zwei Jahrzehnte dauernden Einsatzes zu danken, sagte Meyer. "Im Vordergrund stand zuerst die sichere Heimkehr all unserer Soldatinnen und Soldaten, und der war auch die stille Ankunft sozusagen geschuldet", verteidigte auch Kramp-Karrenbauer gegenüber ntv das Fernbleiben von Bundespolitikern.

Gleichwohl mehrten sich Stimmen, die eine würdigende Abschlussveranstaltung vor dem Reichstagsgebäude in Berlin forderten. Der nun geplante Große Zapfenstreich ist das höchste militärische Zeremoniell der deutschen Streitkräfte und folgt einer festgelegten Abfolge musikalischer Elemente und militärischer Zeremonie mit Fackelträgern.

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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