Politik

Krankenhaus durch Bomben zerstört Aleppo steht vor medizinischem Kollaps

Im Juli wurde das Anadan-Hospital von Bomben zerstört: Nun liegt eine weitere Klinik in Schutt und Asche.

Im Juli wurde das Anadan-Hospital von Bomben zerstört: Nun liegt eine weitere Klinik in Schutt und Asche.

(Foto: REUTERS)

Im syrischen Aleppo droht die medizinische Versorgung nach dem Luftangriff auf eines der letzten Krankenhäuser im Osten der Stadt zusammenzubrechen: Doch der Ruf nach humanitären Korridoren für die Zivilisten verhallt erneut. Das Sterben geht weiter.

Die syrische Armee treibt mit Luftangriffen und Bodentruppen die Offensive gegen die Rebellen-Viertel in Aleppo voran. Eine Klinik müsse nach Raketeneinschlägen geräumt werden, sagte ein medizinischer Helfer. "Ein Kampfflugzeug flog über uns und fing an, Raketen auf das Krankenhaus abzufeuern", sagte der Radiologe Mohammed Abu Radschab. "Der Schutt fiel auf die Patienten in der Intensivstation." Der Stromgenerator des Krankenhauses M10 und die Sauerstoff-Versorgung der Patienten seien ausgefallen. Die Verletzten und Kranken seien in ein anderes Krankenhaus verlegt worden.

Der Bombenhagel auf den Ostteil Aleppos in den vergangenen Tagen sollte die geplante Bodenoffensive vorbereiten.

Der Bombenhagel auf den Ostteil Aleppos in den vergangenen Tagen sollte die geplante Bodenoffensive vorbereiten.

(Foto: AP)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits am Dienstag gewarnt, dass die medizinischen Einrichtungen in Aleppo kurz vor der "kompletten Zerstörung" stünden. Allein am vergangenen Wochenende seien mehr als 200 Menschen verletzt worden und in die personell unterversorgten Einrichtungen im Osten der Stadt gebracht worden, sagte eine WHO-Sprecherin in Genf. Die Organisation forderte die "sofortige Einrichtung humanitärer Korridore, um Kranke und Verletzte aus dem Ostteil der Stadt " herausbringen zu können.

In den frühen Morgenstunden sei außerdem eine Bäckerei im Ostteil der Stadt getroffen worden. Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtergruppe für Menschenrechte wurden mindestens sechs der auf Brot wartenden Menschen getötet. Seitdem eine von den USA und Russland vermittelte Kampfpause vergangene Woche nach wenigen Tagen zerbrochen war, steht Aleppo unter Dauerfeuer. Zur Vorbereitung einer Bodenoffensive überzogen syrische und russische Kampfjets den Ostteil der Stadt tagelang mit einem Bombenhagel.

Bodenangriff auf Rebellenviertel

Nach Angaben von Vertretern der Rebellen griffen die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad auf mehreren Frontabschnitten an. Offenbar werde ein Bodenangriff auf die Innenstadtbereiche vorbereitet. Sollte Assad Aleppo vollständig unter seine Kontrolle bringen können, wäre das sein größter militärischer Erfolg in dem vor fünf Jahren ausgebrochenen Bürgerkrieg, der mittlerweile 300.000 Menschen das Leben gekostet hat. Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch des Krieges geflüchtet.

Trotzdem gibt es nach wie vor kaum Hoffnung auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. Bei einer UN-Sicherheitsratssitzung am Sonntag hatten die USA Russland vorgeworfen, in Syrien ein "mörderisches Regime" zu unterstützen. Großbritannien, Frankreich und die Uno sprachen von Kriegsverbrechen. Russland hatte vor einem Jahr in den Syrien-Konflikt eingegriffen und unterstützt die Regierung von Staatschef Assad. Eine US-geführten Militärkoalition bekämpft in Syrien die Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Quelle: ntv.de, jug/rts/AFP

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