Politik

Erstes Treffen seit Überfall Blinken und Lawrow sprechen über Ukraine-Krieg

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Das Gespräch von Lawrow (l.) und Blinken (r.) dauerte weniger als zehn Minuten.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Am Rande eines G20-Treffens in Neu Delhi kommt es zu einem nicht angekündigten Gespräch zwischen US-Außenminister Blinken und seinem russischen Kollegen Lawrow. Es ist das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, dass die beiden Politiker persönlich miteinander reden.

Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich US-Außenminister Antony Blinken kurz mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow ausgetauscht. Blinken habe mit Lawrow am Rande des Treffens der G20-Außenminister in Neu Delhi unter anderem über die Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine und Russlands Aussetzung des New-Start-Abrüstungsabkommens gesprochen, sagte ein ranghoher US-Beamter, der anonym bleiben wollte. Das Gespräch habe weniger als zehn Minuten gedauert. Russischen Medien zufolge habe Lawrow das Gespräch im Vorbeigehen geführt. Es habe sich weder um Verhandlungen noch um ein Treffen gehandelt.

Blinken habe Lawrow mitgeteilt, dass Washington die Ukraine weiter unterstützen werde, sagte der US-Beamte weiter. Der US-Außenminister habe "diese Botschaft direkt übermitteln" wollen. "Wir bleiben immer hoffnungsvoll, dass die Russen ihre Entscheidung revidieren und bereit sind, sich an einem diplomatischen Prozess zu beteiligen, der zu einem gerechten und dauerhaften Frieden führen kann", sagte der US-Beamte. "Aber ich würde nicht sagen, dass nach diesem Treffen die Erwartung bestand, dass sich die Dinge in naher Zukunft ändern würden."

Blinken habe Russland zudem aufgefordert, die Entscheidung zur Aussetzung des Abrüstungsabkommens New Start rückgängig zu machen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte in der vergangenen Woche gesagt, Russland suspendiere seine Beteiligung am New-Start-Vertrag. Das Außenministerium in Moskau relativierte die Aussage allerdings später und erklärte, das Land werde sich während der bis 2026 dauernden Laufzeit des Vertrags weiterhin "strikt an die quantitativen Begrenzungen für strategische Offensivwaffen halten".

Blinken habe außerdem auf die Freilassung des ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan gedrängt, der in Russland im Gefängnis sitzt. Er war im Dezember 2018 in Russland festgenommen und 2020 zu einer 16-jährigen Haftstrafe wegen des Vorwurfs der "Spionage" verurteilt worden.

China will den Krieg nicht verurteilen

Beim Treffen der Außenministerinnen und Außenminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Neu Delhi herrschten derweil nach Angaben des indischen Vorsitzes abweichende Meinungen zum Ukraine-Krieg vor. Es sei nicht gelungen, die Positionen zu versöhnen, sagte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar. Demnach weigerte sich China ähnlich wie beim Treffen der G20-Finanzminister vor einer Woche, Russlands Vorgehen in der Ukraine zu verurteilen.

Einig war sich die G20, zu der auch Russland gehört, bei der Bedeutung einer sicheren Nahrungs- und Düngemittelkette sowie einer widerstandsfähigen Energieversorgung, wie Jaishankar weiter erklärte. Russland und Vertreter westlicher Staaten warfen sich gegenseitig vor, das G20-Format für ihre Zwecke zu kapern.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, die anderen 19 Staaten davon abzuhalten, sich auf das zu konzentrieren, wofür die G20 gegründet worden sei: Klimaschutz, Nahrungsmittelsicherheit, Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Stattdessen müsse sich die Staatengruppe mit dem "brutalen Bruch des Multilateralismus, dem brutalen Bruch der UN-Charta, mit dem brutalen russischen Krieg" befassen, "einem Krieg gegen unsere Familie, gegen unsere Zukunft", sagte Baerbock nach Angaben aus deutschen Delegationskreisen. Sie forderte Lawrow auf: "Beenden Sie diesen Krieg, beenden Sie die Verletzung der internationalen Ordnung."

Vor Beginn der Beratungen kam Baerbock mit dem neuen chinesischen Außenminister Qin Gang zu einem bilateralen Gespräch zusammen, wie das Auswärtige Amt über Twitter mitteilte. "Angesichts des brutalen russischen Angriffs auf die Ukraine und die UN-Charta belohnt Neutralität den Aggressor", erklärte das Ministerium. Auch Indien hat Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine bislang nicht verurteilt. Vielmehr nimmt das neben China bevölkerungsreichste Land der Erde vermehrt russisches Rohöl ab, das auf dem Weltmarkt zurzeit vergleichsweise billig zu haben ist.

Quelle: ntv.de, uzh/AFP/rts

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