Mögliche Khashoggi-Verstrickung Arabischer Spion stirbt in türkischer Haft
29.04.2019, 11:46 Uhr
Die Haftanstalt Silivri gehört zu den größten Europas.
(Foto: picture alliance / ---/Ministry )
Vor eineinhalb Wochen nehmen die türkischen Behörden einen Mann fest, der mutmaßlich für die Arabischen Emirate spioniert und im Zusammenhang mit dem Fall Khashoggi stehen soll. Er wird im Hochsicherheitstrakt inhaftiert. Dort soll er sich nun das Leben genommen haben.
Ein in der Türkei inhaftierter mutmaßlicher Spion aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat sich laut Staatsmedien im Gefängnis das Leben genommen. Der Mann sei tot in seiner Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Silivri bei Istanbul gefunden worden, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Vertreter des türkischen Innenministeriums bestätigte den Bericht. Er soll sich erhängt haben.
Der Mann war zusammen mit einem weiteren mutmaßlichen Agenten unter dem Verdacht der Spionage für die Vereinigten Arabischen Emirate vor eineinhalb Wochen festgenommen worden. Zuvor sollen die beiden Männer sechs Monate lang von den türkischen Behörden beobachtet worden sein. Diese prüften laut Anadolu Verbindungen der beiden mutmaßlichen Spione zum Mord an dem saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Später wurde der Verdächtige offiziell der "militärischen und politischen" Spionage beschuldigt.
Der "Washington Post"-Kolumnist Khashoggi war im Oktober bei einem Besuch im Istanbuler Konsulat Saudi-Arabiens ermordet worden. Bis heute ist der Verdacht nicht ausgeräumt, dass der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman hinter der Tat steckt. Die Führung in Riad bestreitet die Vorwürfe. Der Fall hat die Beziehungen zur Türkei stark belastet und das Ansehen des erzkonservativen Königreichs in der Welt erheblich beschädigt.
Das Verhältnis der Türkei zu den Vereinigten Arabischen Emiraten ist ebenfalls angespannt. Die beiden Länder liegen bei einer Reihe politischer Fragen wie dem Umgang mit der Muslimbruderschaft über Kreuz. Während die Türkei zu den Unterstützern der islamistischen Bewegung gehört, gehen die Emirate, Saudi-Arabien und Ägypten mit harter Hand gegen sie vor. Auch im Libyen-Konflikt stehen die Länder auf verschiedenen Seiten.
Die Strafvollzugsanstalt Silivri liegt etwa 70 Kilometer westlich von Istanbul entfernt und ist eines der größten Gefängnisse Europas mit Platz für mehr als 10.000 Insassen. Dort saßen unter anderem auch die Journalisten Deniz Yücel und Can Dündar sowie der deutsche Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner ein.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP/rts