Politik

Konflikt mit Aserbaidschan Armenien fühlt sich von Russland im Stich gelassen

Ein Soldat in Tarnkleidung auf einem Militärposten an der Frontlinie im Latschin-Korridor, der von Aserbaidschanern blockiert wurde.

Ein Soldat in Tarnkleidung auf einem Militärposten an der Frontlinie im Latschin-Korridor, der von Aserbaidschanern blockiert wurde.

(Foto: picture alliance/dpa/Le Pictorium Agency via ZUMA)

Der armenische Ministerpräsident Paschinjan zeigt Reue. Die erhoffte Unterstützung Moskaus bei der Auseinandersetzung mit Aserbaidschan wegen der Kaukasus-Region Berg-Karabach bleibt aus. Um sich bei Sicherheitsfragen nicht auf einen Partner verlassen zu müssen, sucht Paschinjan neue Verbündete.

Armenien wertet vor dem Hintergrund des Konflikts mit Aserbaidschan die Sicherheitspartnerschaft mit Russland als strategischen Fehler. "Armeniens Sicherheitsarchitektur war zu 99,99 Prozent an Russland gebunden", sagte Ministerpräsident Nikol Paschinjan in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Repubblica". Russland brauche gegenwärtig wegen des Krieges in der Ukraine aber selbst Waffen und Munition. Es sei deshalb verständlich, dass es die Sicherheitsbedürfnisse Armeniens nicht erfüllen könne. "Dieses Beispiel sollte uns zeigen, dass die Abhängigkeit von nur einem Partner in Sicherheitsfragen ein strategischer Fehler ist."

Armenien streitet seit Jahrzehnten mit Aserbaidschan um die Kaukasus-Region Berg-Karabach. Die überwiegend von Armeniern bewohnte Exklave gehört nach internationaler Auffassung zu Aserbaidschan, von dem es sich aber losgesagt hat. Der Konflikt mündete mehrfach in kurzen Kriegen zwischen den beiden ehemaligen Sowjet-Republiken. Nach einem von Moskau vermittelten Waffenstillstand 2020 wurden russische Friedenstruppen in der Region stationiert.

Zuletzt hat sich der Konflikt wieder zugespitzt, weil Aktivisten mit Billigung der Regierung in Baku den Latschin-Korridor - die einzige Verbindungsstraße zwischen Armenien und Berg-Karabach - blockiert haben. Armenische Appelle an Russland, dagegen vorzugehen, waren erfolglos. Im Juli hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärt, es müssten weitere Gespräche geführt werden.

Russland führt Vorsitz bei Friedensverhandlungen

Paschinjan erklärte nun, die Abhängigkeit von nur einem Partner sei falsch gewesen. Er signalisierte in dem Interview, Armenien wolle seine Sicherheit auf eine breitere Grundlage stellen. Damit spielte der Regierungschef offenkundig auf die Europäische Union und die USA an. Außerdem möchte Paschinjan engere Beziehungen zu anderen Ländern in der Region knüpfen.

Von Russland, das einen militärischen Stützpunkt in Armenien unterhält, gab es bislang keine Stellungnahme zu dem Interview. Russland führt den Vorsitz bei Friedensverhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan, die bislang zu keinen konkreten Ergebnissen geführt haben.

Quelle: ntv.de, lve/rts

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