Türkei sucht Verdächtigen im Inland Attentäter von Istanbul ist Uigure
05.01.2017, 13:22 Uhr
In unmittelbarer Nähe des Istanbuler Nachtclubs, auf den zu Silvester ein Anschlag verübt wurde, patrouilliert eine Spezialeinheit.
(Foto: AP)
Fast eine Woche nach dem Silvester-Anschlag auf den Nachtclub Reina in Istanbul ist der Täter noch immer auf freiem Fuß. Nach Regierungsangaben stammt er aus der chinesischen Volksgruppe der Uiguren. Diese ist von Ankara stets unterstützt worden.
Der Angriff auf einen Club in Istanbul mit Dutzenden Toten wurde nach Angaben des türkischen Vize-Ministerpräsidenten Veysi Kaynak vermutlich von einem Uiguren verübt. "Er ist wahrscheinlich ein Uigure", sagte Kaynak im Sender A Haber über den flüchtigen Tatverdächtigen. "Aber bezüglich seiner Staatsangehörigkeit will ich vorerst nichts sagen."
Die Türkei setzt sich seit langem für die Uiguren ein. Die muslimische Minderheit in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina ist ein Turkvolk und fühlt sich von den Chinesen unterdrückt. China wirft der Türkei vor, geflüchteten Uiguren türkische Reisepässe auszustellen.
2009 nannte der damalige türkische Ministerpräsident und heutige Staatschef Recep Tayyip Erdogan das Vorgehen in Xinjiang gegen Uiguren "eine Art Genozid", was China empört zurückwies. Die chinesischen Behörden erheben uigurischen Gruppen gegenüber Terrorismus- und Separatismusvorwürfe.
Polizeieinsätze nahe Istanbul
Kaynak sagte: "Die Identität des Terroristen wurde von unseren Sicherheitskräften festgestellt. Es wurde auch ausgemacht, wo er sich aufhalten könnte. Unsere Sicherheitskräfte fahnden irgendwo in Silivri." Silivri liegt westlich von Istanbul. Kaynak schloss allerdings auch nicht aus, dass dem Täter die Flucht ins Ausland gelungen sein könnte.
Man gehe davon aus, dass er ein gut trainiertes Mitglied einer Terrorzelle sei, das Attentat selbst aber allein begangen habe. Allerdings gebe es Unterstützer. In der westlich von Istanbul gelegenen Stadt Selimpasa durchsuchte ein Großaufgebot von Spezialeinheiten der Polizei am frühen Morgen einen Gebäudekomplex. Medienberichten zufolge hatten die Geheimdienste einen Hinweis erhalten, dass sich dort Unterstützer des Attentäters aufhielten. Ob oder wie viele Menschen verhaftet wurden, war zunächst nicht bekannt.
Bei dem Angriff auf den Club Reina in der Silvesternacht waren 39 Menschen getötet worden. Vom Täter, dem nach dem Angriff die Flucht gelang, fehlt weiterhin jede Spur. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat die Verantwortung für die Tat für sich reklamiert.
Quelle: ntv.de, shu/dpa/rts