G7 will Hungerkrise verhindern Baerbock: Putin führt auch Lebensmittelkrieg
13.05.2022, 14:14 Uhr
Außenministerin Baerbock wirft dem russischen Präsidenten vor, durch die Blockade von Getreideausfuhren auch einen Ernährungskrieg zu führen. Dieser zeige bereits Auswirkungen auf der ganzen Welt. Die G7-Staaten wollen sich dem entgegenstellen.
Die G7-Gruppe führender Industriestaaten hat ihre Solidarität mit der Ukraine bekräftigt und armen Staaten Unterstützung bei der Bewältigung der durch den Krieg befeuerten Ernährungskrise zugesagt. Russlands Staatschef Wladimir Putin führe auch einen "Lebensmittelkrieg", der bereits weltweit Auswirkungen zeige, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei einem Treffen mit ihren G7-Kollegen und ihren Amtskollegen aus der Ukraine und Moldau, Dmytro Kuleba und Nico Popescu, im schleswig-holsteinischen Wangels.
Von der sich abzeichnenden globalen Ernährungskrise sei im Moment nur die Spitze des Eisbergs zu sehen, sagte Baerbock. Sie werde sich noch verschlimmern, wenn die Auswirkungen der Klimakrise im Sommer deutlich würden. Mit Blick auf die globalen Auswirkungen des Krieges gehe es nun aber auch darum, eine globale Hungerkrise durch die "hybride" Kriegsführung Russlands zu verhindern, sagte Baerbock. Der hybride Krieg werde von Moskau nicht nur mit Panzern und Raketen, gefälschten Nachrichten und Propaganda geführt, "sondern es ist auch ein Ernährungskrieg, den wir auf der ganzen Welt beobachten können". Dass Russland den Export von Millionen Tonnen Getreide in die Welt nicht zulasse, sei eine große Gefahr. Die G7 hätten sich deshalb darauf verständigt, eine "politische Antwort" auf die Krise zu finden. Details nannte sie zunächst nicht.
Die G7-Gruppe habe außerdem "deutlich gemacht, dass wir nicht nur mit der Ukraine solidarisch sind, sondern auch mit Moldawien", sagte Baerbock nach dem Treffen. Die Ukraine werde militärisch angegriffen, die Stabilität Moldawiens werde bedroht, sagte Baerbock.
Ukraine bittet G7 um mehr Waffen
Kuleba rief die G7-Staaten dazu auf, russische Vermögenswerte in ihren Ländern zu beschlagnahmen und der Ukraine zu übertragen, damit diese "das Geld zum Wiederaufbau unseres Landes nutzen" könne. Dass die G7-Gruppe derzeit "stark" auftrete, habe auch mit dem Kampf seines Landes gegen die russischen Truppen zu tun, sagte er. "Unser Kampf hat das Vertrauen in die G7 zurückgebracht, Führung zu übernehmen."
An die EU appellierte Kuleba, das geplante Ölembargo gegen Russland zu verabschieden. Sollte die EU sich diesbezüglich nicht auf eine gemeinsame Linie verständigen können, wäre dies ein Erfolg für Putin, warnte er. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kündigte am Rande der G7-Beratungen eine Aufstockung der EU-Militärhilfen für die Ukraine um 500 Millionen Euro auf zwei Milliarden Euro an. Das Geld sei für "schwere Waffen" bestimmt, sagte er.
Kuleba bat die G7-Staaten bei dem Treffen konkret um mehr Waffen, um den russischen Angriffskrieg abwehren zu können. Demnach mangele es den ukrainischen Streitkräften vor allem an flexiblen Raketensystemen und Kampfflugzeugen. Die Lieferungen des Westens an Waffen seien insgesamt mittlerweile zwar zufriedenstellend, sagte Kuleba. Klar sei aber, dass die Unterstützung so lange weitergehen müsse, bis die Ukraine den Krieg gegen Russland gewonnen habe.
Deutschland hat derzeit den Vorsitz der G7-Gruppe. Der Runde gehören neben der Bundesrepublik die NATO-Staaten USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien und Italien sowie Japan an.
Quelle: ntv.de, spl/rts/dpa/AFP