Forderung nach Investitionsfonds Bahn-Vorstand sieht Netz in "bejammernswertem Zustand"
14.12.2024, 11:59 Uhr Artikel anhören
Huber bemängelt den schlechten Zustand vieler Gleisanlagen.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Das Schienennetz der Deutschen Bahn ist in einem desolaten Zustand. Um aufwendige Sanierungen zu sichern, fordert Infrastruktur-Vorstand Huber einen Investitionsfonds. Man sehe bei der Riedbahn-Strecke, dass sich umfangreiche Bauarbeiten lohnen. Das nächste Großprojekt steht bereits an.
Angesichts eines sanierungsbedürftigen Schienennetzes in Deutschland hat sich der Vorstand der Deutschen Bahn für die Infrastruktur, Berthold Huber, für die Einrichtung eines Investitionsfonds ausgesprochen. Es brauche jetzt neben vielen Milliarden vor allem Kontinuität und Planbarkeit, sagte Huber dem "Spiegel". Das 34.000 Kilometer umfassende Schienennetz der Bahn sieht er in einem "bejammernswerten Zustand".
Huber verglich den Zustand des Netzes mit einem Haus in desolatem Zustand. Man solle sich vorstellen, es regne hinein, Wasserleitungen seien kaputt und Schimmel würde sich an den Wänden bilden. "Da können Sie nicht nur ein paar neue Stromkabel verlegen und ein paar Monate später die Rohre austauschen", so der Vorstand. Man müsse ausziehen und groß sanieren. Huber sei überrascht gewesen, dass an vielen Stellen im Land Gleise, Weichen und Stellwerke nahezu gleichzeitig kaputtgingen, hieß es im "Spiegel" weiter. Dieser Zustand ließe sich am effektivsten mittels großer Sanierungen der Trassen beheben.
Es komme jetzt darauf an, dass die Baufirmen bei der Stange bleiben und in neue, moderne Arbeitsgeräte investieren, sagte Huber. Ein Investitionsfonds hätte den Vorteil, dass die Finanzierung von großen Schienenprojekten gesichert sei, ohne dass diese alle paar Jahre durch wechselnde politische Mehrheiten infrage gestellt werde. Finanziert werden könnte der Fonds laut dem Bahn-Infrastrukturvorstand durch Haushaltsmittel, Trassengebühren und privates Kapital.
Als positives Beispiel nannte Huber im "Spiegel" die Generalsanierung der sogenannten Riedbahn, einer 70 Kilometer langen Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Sie wird am heutigen Samstag nach fünfmonatigen Bauarbeiten wieder in Betrieb genommen.
Die Riedbahn habe im Konzern ein "Momentum" erschaffen, sagte Huber. Ingenieure, Planer, Techniker hätten bei der Generalsanierung von Streckenabschnitten nicht nur 20 Prozent schneller als zuvor gebaut, sondern auch ein viermal größeres Bauvolumen als üblich geschafft. "Um Himmels willen darf man sie jetzt nicht stoppen", sagte Huber. Der Erfolg solle die Bahn in die nächste große Generalsanierung der Strecke Hamburg-Berlin tragen. Diese ist viermal so lang wie die Riedbahn.
Quelle: ntv.de, mpa/AFP