Polizei setzt Wasserwerfer ein Bauernproteste in Brüssel schlagen in Gewalt um
26.02.2024, 16:05 Uhr Artikel anhören
In Belgiens Hauptstadt wollen Bauern gegen die EU-Agrarpolitik demonstrieren. Dabei bleibt es nicht friedlich. Landwirte schütten Gülle über Polizisten aus, zünden Barrikaden an und versuchen, Absperrungen zu durchbrechen. Die EU-Politiker schwanken zwischen Verständnis und Ablehnung.
Vor der EU-Zentrale in Brüssel sind protestierende Bauern mit Gülle auf Polizisten losgegangen. Sie bespritzen die Beamten mit der stinkenden Flüssigkeit und setzten Reifen in Brand, um gegen Bürokratie und Billigimporte zu protestieren. Die Polizei teilte mit, etwa 900 Traktoren seien in Richtung der mit Betonhindernissen und Stacheldraht gesicherten EU-Zentrale gefahren, wo die EU-Landwirtschaftsminister beraten wollten.
Die Traktorkolonnen behinderten den Verkehr. Einige Hundert Meter von der EU-Zentrale entfernt kippten Bauern eine Anhängerladung Reifen ab. Bevor sie angezündet wurden, brachten Polizisten Wasserwerfer in Stellung. Einige Traktoren schafften es durch die Sperren. Neben lautem Hupen waren auch immer wieder kleinere Explosionen zu hören. Zwei U-Bahn-Stationen im EU-Viertel wurden gesperrt. Es kam zu zahlreichen Verkehrsstörungen in der belgischen Hauptstadt.
"Wir werden ignoriert", schimpfte die Landwirtin Marieke Van De Vivere aus dem nordbelgischen Gent. Die Minister sollten "mit uns einen Tag auf dem Feld oder mit den Pferden oder den Tieren arbeiten und sehen, dass es nicht gerade einfach ist (...) wegen der Vorschriften, die sie uns auferlegt haben", sagte sie der Nachrichtenagentur AP.
EU-Kommission geht auf Bauern zu
Die Demonstration in Brüssel ist die jüngste in einer ganzen Reihe von Bauernprotesten und -Kundgebungen in ganz Europa - von Spanien und Bulgarien bis in die Niederlande. Anfang Februar war eine ähnliche Demonstration vor einem EU-Gipfel in Gewalt ausgeartet, als Bauern Heuballen anzündeten und die Polizei mit Eiern und Feuerwerkskörpern bewarfen. Auch in Madrid haben Landwirte für Montag Proteste angekündigt. Rund 5000 Bauern werden am Nachmittag vor dem Sitz der Vertretung der Europäischen Kommission erwartet. Die EU-Kommission hat erst kürzlich Pläne zur Begrenzung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln auf Eis gelegt, um den Landwirten entgegenzukommen.
Der belgische Landwirtschaftsminister David Clarinval, dessen Land derzeit den EU-Ratsvorsitz führt, räumte ein, dass die Bauern durch die Umweltschutzpolitik, den Abbau von Subventionen und die Folgen des Ukraine-Krieges belastet würden. "Wir hören ihre Klagen deutlich", sagte Clarinval. "Aber Aggression war noch nie eine Quelle für Lösungen."
Der französische Ressortchef Marc Fesneau sagte, die Landwirte brauchten das klare Signal, dass sich nicht nur kurz-, sondern auch mittel- und langfristig etwas ändern werde. Der irische Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue mahnte, die Priorität müsse beim Bürokratieabbau liegen.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AP