Tim-Oliver Müller im "Frühstart" Bauindustrie sieht Chancen dank Ampel-Paket
25.09.2023, 10:18 Uhr Artikel anhören
Immer weniger Projekte, immer mehr Stornierungen: Gegen die Krise am Bau setzt die Ampel-Koalition jetzt auf ein Maßnahmenpaket. Aus der Baubranche kommt überraschend viel Anerkennung.
Kurz vor dem Baugipfel im Kanzleramt hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie das geplante 14-Punkte-Paket der Bundesregierung zum Wohnungsbau gelobt. "Die 14 Punkte zeigen, dass die Bundesregierung wirklich an vielen Stellen, an denen es hapert, ansetzen möchte", sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller im "ntv Frühstart". Es sei gut, dass sich die Koalition dazu bekenne, die Energieeffizienzklasse EH-40 nun doch nicht bereits ab 2025 für Neubauten verpflichtend vorzuschreiben. Dass dadurch mehr neue Gebäude gebaut werden, wollte Müller nicht versprechen, aber: "Es werden zumindest erstmal die Kosten nicht weiter erhöht."
Positiv hob der Verbandsgeschäftsführer auch die geplante bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeit beim Wohnungsbau hervor. Er lobte zudem die Anhebung der Gehaltsgrenze bei zinsgünstigen Krediten für Familien, die ein Haus bauen wollen. Die Einkommensgrenze sei mit 60.000 Euro Jahreseinkommen bislang so niedrig gewesen, dass sich diese Familien von vorneherein kein Immobilienprojekt hätten leisten können. "Jetzt wird das ausgeweitet und wir hoffen, dass dadurch mehr Familien den Traum vom Eigenheim bekommen können." Forderungen der Gewerkschaft IG Bau nach einem Konjunkturprogramm von 50 Milliarden Euro wollte sich Müller nicht anschließen. "Die Bauindustrie hat immer klargemacht, wir wollen keine Subventionen."
Müller zeigte sich skeptisch, ob das Maßnahmenpaket den Mangel an 700.000 Wohnungen kurzfristig beheben könne. "Es werden erstmal nicht weniger, aber ad-hoc werden es erstmal auch nicht mehr." Der Markt müsse sich zunächst an die neuen Bedingungen gewöhnen. Es wäre schon ein wichtiger Schritt, wenn es bei den Genehmigungen eine Trendwende gebe und Investoren Hoffnung schöpften, dass sich Bauen wieder lohne.
In der Baubranche gebe es seit vielen Monaten sinkende Auftragseingänge und Umsätze, so Müller. Man müsse die Krise bekämpfen, um den Anstieg der Mieten zu begrenzen und genug Wohnungen für Fachkräfte aus dem Ausland zu haben. Deshalb sei es richtig, am heutigen Montag zum Gipfeltreffen zusammenzukommen. "Es ist gut, dass die Bundesregierung im Vorfeld jetzt auch Maßnahmen auf den Tisch legt." Man werde nun darüber diskutieren, ob diese ausreichten. Man könne Kanzler Scholz und Bauministerin Geywitz zugutehalten, dass sie daran arbeiteten, dass es wieder mehr Baugenehmigungen in Deutschland gebe.
Quelle: ntv.de