Zu wenige Unterschriften Volksbegehren zu Grundeinkommen scheitert
07.09.2022, 13:26 Uhr
Gefordert war in dem Volksbegehren ein Modellprojekt mit rund 3500 Teilnehmern, die drei Jahre lang monatlich etwa 1200 Euro erhalten sollen.
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Mit einem Volksentscheid will eine Berliner Initiative einen Modellversuch zum Grundeinkommen starten. Für das Referendum fehlt es den Initiatoren allerdings an Unterschriften. Dennoch sieht die Gründerin der Bewegung einen klaren Handlungsauftrag an die Politik.
In Berlin ist der Antrag auf einen Volksentscheid zum bedingungslosen Grundeinkommen an zu wenigen Unterschriften gescheitert. Wie die Landesabstimmungsleiterin mitteilte, wurden dem Berliner Senat bis zum späten Montagabend etwa 122.550 Unterschriften übergeben. Damit gelang es der Initiative Expedition Grundeinkommen nicht, die für das Volksbegehren erforderliche Zahl von rund 170.000 gültigen Unterschriften zu sammeln.
Zu einem Volksentscheid über den vorgeschlagenen Gesetzentwurf wird es daher zunächst nicht kommen. Die Initiative forderte in diesem einen staatlich finanzierten Modellversuch zum Grundeinkommen. 3500 Berlinerinnen und Berliner hätten dann für drei Jahre ein Grundeinkommen erhalten. Der Feldversuch hätte wissenschaftlich ausgewertet werden sollen und nach den Plänen der Initiative "Impulse für die Debatte ums bedingungslose Grundeinkommen" geben sollen.
Haben "Großartiges erreicht"
Expedition Grundeinkommen kündigte nun an, in den kommenden Wochen über die nächsten Schritte entscheiden zu wollen. "Natürlich sind wir enttäuscht, dass es erst einmal keinen Volksentscheid geben wird", teilte die Gründerin der Initiative, Laura Brämswig, mit. Aber wenn sich 125.000 Berlinerinnen und Berliner - nach Angaben der Initiative - für den ersten staatlichen Modellversuch zum bedingungslosen Grundeinkommen in Deutschland aussprächen, sei das ein klarer Handlungsauftrag an die Politik. "Gemeinsam haben Hunderte Ehrenamtliche und Bündnispartner*innen Großartiges erreicht", teilte die Initiative mit. "Berlin spricht wieder übers bedingungslose Grundeinkommen."
Die Unterstützerinnen und Unterstützer des Volksentscheids hatten im Oktober 2020 über 30.000 Unterschriften der Senatsinnenverwaltung übergeben - und damit erfolgreich die erste Hürde des Volksbegehrens genommen. In einer zweiten Phase mussten dann innerhalb von vier Monaten rund 175.000 gültige Unterschriften - sieben Prozent der Berliner Wahlberechtigten - gesammelt werden. Wäre dies gelungen, hätten die Berlinerinnen und Berliner bei einem Volksentscheid über den Gesetzesentwurf abstimmen können.
Nach Angaben der Initiative war es anfangs nicht leicht gewesen, Unterschriften zu sammeln, weil viele Unterstützerinnen und Unterstützer des Grundeinkommens selbst ein geringes Einkommen hätten und ihnen Zeit und Ressourcen fehlten. Zudem sei es schwierig, Unterschriften auf Papier zu sammeln. Die Initiative setzt sich auf anderem Wege für eine elektronische Abstimmungsmöglichkeit sowie ein Ausländerwahlrecht ein.
Von den eingereichten Unterschriften prüften die Berliner Bezirkswahlämter bereits 51.626 Unterschriften. 38.056 und somit etwa 73,7 Prozent von diesen sind demnach gültig. Ein endgültiges Ergebnis soll Mitte September bekannt gegeben werden.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP/dpa