Politik

Seit fünf Monaten Belarussen wohnen in schwedischer Botschaft

Witali Kusnieschyk und sein Sohn Wladislaw wenige Stunden nach ihrem Sprung auf das Gelände der schwedischen Botschaft.

Witali Kusnieschyk und sein Sohn Wladislaw wenige Stunden nach ihrem Sprung auf das Gelände der schwedischen Botschaft.

(Foto: Volha Shukaila, TUT.BY)

Weil ihnen eine Haftstrafe für die Teilnahme an den Protesten gegen Diktator Lukaschenko droht, springen zwei Belarussen kurzerhand über den Zaun der schwedischen Botschaft. Seit mittlerweile fünf Monaten sitzen die beiden in Stockholms Vertretung fest. Wie es weiter gehen soll, weiß niemand.

Zwei belarussische Demonstranten, die sich seit Monaten in der schwedischen Botschaft in Minsk befinden, bereiten der schwedischen Diplomatie Kopfzerbrechen. Wie das schwedische Außenministerium bestätigte, halten sich Witali Kusnieschyk und sein Sohn Wladislaw noch immer auf dem Gelände der Botschaft auf.

Die beiden versuchten demnach am 11. September, politisches Asyl zu beantragen, doch wurden sie nicht in die Botschaft gelassen. Daraufhin seien sie über einen Zaun auf den Parkplatz der Botschaft gesprungen und befinden sich seither auf dem Gelände. "Wir handeln, wie es die Situation erfordert, auch in Bezug auf die Sicherheit" der beiden Männer, erklärte das Außenministerium.

Belarussischen Medienberichten zufolge wird gegen die beiden im Zusammenhang mit den Protesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko ermittelt. Ihnen drohen demnach Haftstrafen von bis zu sechs Jahren. Das schwedische Außenministerium halte sich "aus humanitären Gründen" zurück, hieß es aus einer mit dem Fall vertrauten Quelle in Stockholm. "Die Schweden wollen die belarussischen Behörden nicht provozieren oder sie zu einer Reaktion zwingen."

Stockholm: der Aufenthalt ist "illegal"

Im November hatte die schwedische Außenministerin Ann Linde erklärt, die beiden Männer hielten sich "illegal" in der Botschaft auf, und darauf verwiesen, dass die Vertretung in Minsk nicht schwedisches Hoheitsgebiet sei. Vater und Sohn blieben aber in der Botschaft, wo sie sich ein Zimmer teilen.

"Sie wollen sie natürlich nicht an die belarussische Polizei ausliefern. Aber gleichzeitig wollen sie keine Situation schaffen, in der viele weitere Menschen zur Botschaft kommen und um Asyl bitten", sagte Martin Uggla von der schwedischen Menschenrechtsorganisation "Östgruppen for Democracy and Human Rights". Nach seiner Einschätzung könnte die Botschaft versuchen, von Minsk das Versprechen zu erwirken, dass die Männer nicht verhaftet werden. Eine weitere Möglichkeit bestehe darin, die Männer bis zur polnischen oder litauischen Grenze zu geleiten.

In Belarus demonstrieren die Menschen seit Monaten gegen Staatschef Lukaschenko, dem sie Wahlbetrug vorwerfen. Die Sicherheitskräfte gehen vielfach mit massiver Gewalt gegen die Demonstranten vor.

Quelle: ntv.de, uzh/AFP

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