Politik

"Gruppe von Giftmördern" Bericht: Nawalny-Angreifer bei drei Morden zugegen

Russlands Präsident Putin bei einem Geheimdienst-Kongress mit FSB-Chef Alexander Bortnikow (li.).

Russlands Präsident Putin bei einem Geheimdienst-Kongress mit FSB-Chef Alexander Bortnikow (li.).

(Foto: picture alliance/dpa/Sputnik/Kremlin/AP)

Nach dem Giftanschlag auf Putin-Kritiker Nawalny identifiziert ein Recherchenetzwerk ein mutmaßliches Killer-Kommando beim russischen Geheimdienst als Täter. Nun legen die Journalisten dar, dass FSB-Agenten bei drei weiteren Morden an Regimekritikern ganz in der Nähe waren.

Die russischen Geheimdienstler, denen der Kremlkritiker Alexej Nawalny einen Giftanschlag auf sich vorwirft, sollen einer Recherche des Investigativnetzwerks The Insider zufolge in weitere Attentate verwickelt sein. The Insider veröffentlichte einen Bericht, der beweisen soll, dass die Männer an den Morden an einem Journalisten, einem Aktivisten und einem Oppositionspolitiker in den Jahren 2014, 2015 und 2019 in Russland beteiligt waren.

Offiziellen Angaben zufolge starben Timur Kuaschew, Ruslan Magomedragimow und Nikita Isajew unter anderem an einer Herzkrankheit und an Atemnot. Auch die Rechercheplattform Bellingcat soll an den Enthüllungen beteiligt sein.

Demnach verließ der damals 26-jährige Journalist Kuaschew am 31. Juli 2014 gegen 18.30 Uhr zum letzten Mal seine Wohnung in Naltschik, einer Stadt in der russischen Kaukasus-Republik Kabardino-Balkarien. Am nächsten Morgen wurde er tot aufgefunden, laut Obduktionsbericht ohne Anzeichen äußerer Gewaltanwendung. Als Todesursache wurde Herzversagen festgestellt.

Kuaschew hatte zuvor kritisch über den Geheimdienst FSB und die lokale Polizei berichtet, unter anderem über Folter an Verdächtigen. Ein Bellingcat übermitteltes Foto seines Gesichts nach dem Tod widersprach der Schilderung der Obduktion, wonach keine Anzeichen äußerer Gewaltanwendung zu sehen gewesen seien: Es zeigte demnach Kratzer und Hämatome im Gesicht.

Einstiche in der Achselhöhle

Auf Drängen seines Vaters wurden Mordermittlungen eingeleitet. Weitere Untersuchungen behaupteten, dass kein Gift in seinem Körper gefunden worden sei - obwohl unter einer Achselhöhle ein Einstichloch gefunden wurde. Einen dieser Berichte fertigte das Moskauer Institut für Kriminalistik des FSB an - die Einheit, deren Mitglieder auch am Mordanschlag auf Nawalny beteiligt gewesen sein sollen. Ein Abgleich der Reisedaten der acht mutmaßlichen Nawalny-Attentäter und deren Helfer ergab, dass sich im Vorfeld der Tat mindestens drei von ihnen in die Region Naltschik begeben hatten.

Auch bei zwei weiteren Todesfällen stoßen die Journalisten auf Agenten des FSB, die sich in der Nähe ihrer mutmaßlichen Opfer aufhielten. Sie berufen sich dabei ebenfalls auf Telefonverbindungs- und Reisedaten. Die Rechercheergebnisse ließen keine Möglichkeit zu, "an der Beteiligung dieser Gruppe von Giftmördern zu zweifeln", heißt es. Die Investigativjournalisten hatten denselben Geheimdienstlern in einer Enthüllung Mitte Dezember vorgeworfen, hinter dem versuchten Mord an Nawalny zu stecken.

Auch der zurzeit inhaftierte Oppositionsführer selbst vermutet ein FSB-"Killerkommando" unter Befehl von Präsident Wladimir Putin hinter dem Attentat mit dem Nervengift Nowitschok im August. Bei einem fingierten Telefongespräch brachte Nawalny einen der Agenten dazu, Täterwissen auszuplaudern. Putin und der FSB weisen eine Verstrickung zurück.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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