2016 rast der Attentäter Anis Amri mit einem Lkw über einen Berliner Weihnachtsmarkt. Elf Menschen sterben, Dutzende werden verletzt. Um sich künftig für den Ernstfall besser zu organisieren, arbeitet die Hauptstadt an einem neuen Konzept gegen den Terror.

Vier Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz will Innensenator Andreas Geisel ein neues Anti-Terror-Konzept vorlegen. Es solle am 18. Dezember in der Hauptstadt vorgestellt werden, sagte der SPD-Politiker. Es gehe um Zusammenarbeit bei der Terrorismusabwehr, eine noch intensivere Beobachtung von Gefährdern sowie um vernetztes Agieren etwa von Polizei und Feuerwehr in Gefahrenlagen. Das Ziel sei auch, Aufenthalte von Gefährdern in Deutschland schneller zu beenden.

19 Bilder

Politik 20.12.16

Sicherheitsmaßnahmen werden verstärkt Berlin nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt

Berlin habe sich bei dem Konzept an London orientiert, so Geisel. Die Herausforderung sei, das Zusammenwirken aller Kräfte für den Ernstfall zu organisieren. "Und das muss geübt, geübt, geübt werden", sagte Geisel. Auch Rettungseinsätze und die Verfolgung von Tätern müssten trainiert werden. Eine geplante große Anti-Terror-Übung musste in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie gestrichen werden, wie der Senator sagte. Eine neue Übung im kommenden Jahr werde gerade geprüft.

Maulheld oder echte Gefahr?

Die salafistische Szene in der Hauptstadt werde größer, so Geisel. Derzeit rechnet die Innenverwaltung 1140 Personen zu der islamistischen Strömung. Die Zahl der Gefährder nehme hingegen nicht zu. Als gewaltorientierte Salafisten sind 470 Personen bekannt. Allein Zahlen zu erfassen, reiche aber längst nicht mehr, so Geisel. Die Herausforderung für die Sicherheitsbehörde sei in jedem einzelnen Fall die Beurteilung: Wer ist nur ein Maulheld, und von wem geht wirklich Gefahr aus? "Da darf kein Fehler passieren."

Der Attentäter Anis Amri hatte am 19. Dezember 2016 in Berlin einen Lastwagen gekapert und den Fahrer getötet. Anschließend raste der Tunesier mit dem Fahrzeug über den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Elf weitere Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Amri wurde später in Italien von der Polizei erschossen. Nach dem Anschlag hatte Berlin die Arbeit seiner Sicherheitsbehörden bereits verstärkt.

Laut Innenverwaltung muss jederzeit damit gerechnet werden, dass es wieder zu einem Anschlag in Berlin kommen kann. Die jüngsten Terroranschläge von Paris und Wien hätten gezeigt, dass immer wieder Hauptstädte wegen ihrer Symbolkraft im Fokus islamistischer Attentäter stehen, hieß es.