Politik

Nach Frage zur "Ehe für alle" Berliner überrascht und "sehr glücklich"

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Mit einer einzigen Frage tritt Ulli Köppe ein politisches Erdbeben los: Er will von Kanzlerin Merkel wissen, wann er seinen Lebenspartner endlich auch "Ehemann" nennen darf. Dass es nun schon sehr bald soweit sein könnte, hätte wohl niemand geglaubt - auch Köppe nicht.

Eine Frage aus dem Publikum an Kanzlerin Angela Merkel löste eine Kettenreaktion aus, an deren Ende am kommenden Freitag die Einführung der Homoehe durch den Bundestag stehen dürfte. Fragesteller war der 28-jährige Ulli Köppe. Er sprach die Kanzlerin am Montagabend bei einer Veranstaltung der Frauenzeitschrift "Brigitte" auf ihre Haltung zur vollständigen Gleichstellung homosexueller Paare bei der Ehe an. Im Gespräch mit der "Welt" zeigte er sich über die Antwort der Kanzlerin "sehr glücklich" - und überrascht von den Folgen.

"Mir war nicht klar, dass das als Paradigmenwechsel aufgefasst wird", sagte Köppe zu Merkels Aussage, die Homoehe künftig "eher als Gewissensentscheidung" einzustufen. Noch am selben Abend schrieb er auf Facebook, er sei "mit der Antwort der Kanzlerin nur halb zufrieden". Da konnte er noch nicht ahnen, was er mit seiner Frage losgetreten hatte. Innerhalb weniger Tage überschlugen sich die Ereignisse: Die SPD nutzte Merkels Aussage, um bei der Ehe für alle nach vorn zu preschen - zur Not auch ohne Absprache mit dem Koalitionspartner.

"Tatsächlich ist die Reaktion völlig verrückt", sagte Köppe im Interview mit n-tv. "So schnell habe ich noch nie eine politische Entscheidung erlebt." Der gebürtige Thüringer, der in Berlin als Verkaufsleiter arbeitet, wollte die Kanzlerin allerdings nicht in die Bredouille bringen. Merkel möge er politisch sehr gerne, er sei ein "Bewunderer ihrer Leistung", sagte er. Dass die CDU-Chefin nun im Clinch mit den Sozialdemokraten liegt, dürfte für die rund vier Millionen Homosexuellen in Deutschland aber lediglich eine Randnotiz sein.

Köppe: "Habe viele Dankes-SMS bekommen"

Immerhin warten sie seit Jahren auf eine Einigung bei dem Thema. Eine Entscheidung war jedoch stolze 30 Mal vertagt worden. Auch bei Köppe überwiegt die Freude darüber, dass eine einzige Frage eine solche Wirkung hatte. "Ich habe inzwischen viele Dankes-SMS bekommen", sagt der Verkaufsleiter. Sollte die Ehe für alle tatsächlich den Bundestag passieren, kann auch er endlich Nägel mit Köpfen machen.

Seit zwölf Jahren ist der 28-Jährige mit seinem Freund zusammen, die beiden seien verlobt. "Und ich sagte immer, ich würde ihn sehr gerne heiraten", verriet er der "Welt". "Aber es widerstrebte mir total, mit ihm nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen zu können. Ich wollte mich hinstellen können und sagen: 'Das ist mein Ehemann'."

Quelle: ntv.de, jug/AFP

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