Abzug aus Kabul Biden warnt Taliban vor Angriff auf US-Kräfte
16.08.2021, 23:18 Uhr
Bidens US-Streitkräfte wollen in Kürze bis zu 6000 Soldaten am Flughafen in Kabul stationiert haben.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
US-Präsident Biden lässt die Öffentlichkeit überraschend lange warten, bis er sich zur Machtübernahme der Taliban in Afghanistan äußert. Die neuen faktischen Herrscher warnt er davor, die abziehenden US-Kräfte anzugreifen. Auch hat er eine Botschaft für Terrorgruppen.
US-Präsident Joe Biden hat den Taliban für den Fall eines Angriffs auf US-Kräfte mit "einer raschen und starken" militärischen Reaktion gedroht. Das gelte für jede Handlung der Taliban in Afghanistan, die das US-Personal oder deren Mission gefährden würde, sagte Biden im Weißen Haus.
Biden hatte im Frühjahr angekündigt, dass die damals noch rund 2500 verbliebenen Soldaten Afghanistan bis zum 20. Jahrestag der Anschläge verlassen sollten. Zuletzt wurde das Abzugsdatum auf Ende August vorgezogen. Angesichts der faktischen Machtübernahme der Taliban verstärkt das US-Militär seine Präsenz allerdings wieder, um die Evakuierung des Botschaftspersonals, von amerikanischen Staatsbürgern und von früheren afghanischen Mitarbeitern des US-Militärs zu sichern. Die US-Streitkräfte wollen in Kürze bis zu 6000 Soldaten am Flughafen in Kabul stationiert haben.
Trotz der raschen Machtübernahme durch die Taliban verteidigte US-Präsident Joe Biden den von ihm angeordneten Abzug des US-Militärs aus Afghanistan. Er stehe felsenfest zu seiner Entscheidung, sagte er. Es hätte auch keinen Unterschied gemacht, wenn die US-Truppen noch etwas länger in Afghanistan geblieben wären, sagte er. Auch dies hätte den mangelnden Kampfwillen der afghanischen Sicherheitskräfte nicht ändern können. Er sei gegen "endlose Militäreinsätze", betonte Biden. Es war Bidens erste öffentliche Äußerung seit der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan und auch der Hauptstadt Kabul. Er betonte zudem, das ursprüngliche Ziel des US-Einsatzes in Afghanistan, das Ausmerzen der Terrorgruppe Al-Kaida nach den Anschlägen vom 11. September 2001, sei längst erreicht worden.
Auch zur Möglichkeit, dass sich Afghanistan in Zukunft wieder zu einem Nest für terroristische Gruppen entwickelt, äußerte sich Biden. Die USA könnten islamistische Terrorgruppen wie Al-Kaida nach seiner Ansicht auch ohne eine permanente Militärpräsenz in dem Zielland effektiv bekämpfen. Das US-Militär zeige dies in anderen Ländern wie zum Beispiel Somalia oder Jemen, erklärte er. Falls nötig, könne dies künftig auch in Afghanistan so geschehen, sagte er mit Blick auf den bevorstehenden Abzug der US-Truppen.
Die Taliban hatten einst Al-Kaida-Kämpfern und dem damaligen Chef der Terrororganisation, Osama bin Laden, Zuflucht gewährt. Die Anschläge der Terrorgruppe in den USA vom 11. September 2001 hatten dann den US-geführten Militäreinsatz in Afghanistan ausgelöst, mit dem die Taliban entmachtet wurden. Sie hatten Afghanistan seit 1996 regiert. Bin Laden wurde im Mai 2011 bei einem Einsatz von US-Spezialkräften in Pakistan getötet.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa