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"Schuld, falls Deal scheitert" Blinken setzt Hamas unter Handlungsdruck

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US-Außenminister Blinken spricht in Tel Aviv mit Angehörigen der Hamas-Geiseln.

US-Außenminister Blinken spricht in Tel Aviv mit Angehörigen der Hamas-Geiseln.

(Foto: AP)

Eine Waffenruhe samt Geiseldeal für Gaza wird seit Tagen erwartet, aber die Hamas spielt auf Zeit. US-Außenminister Blinken macht klar, dass er für ein Scheitern einzig die Terrororganisation verantwortlich macht. Die Islamisten sehen sich ungerecht beurteilt und zeigen auf Israels Premier Netanjahu.

Die internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen laufen weiter auf Hochtouren. Noch ist nicht absehbar, ob es zu einer Einigung kommt. Bei einem Besuch in Israel forderte US-Außenminister Antony Blinken die Terrororganisation Hamas erneut auf, dem jüngsten Vorschlag zur Unterbrechung der Kämpfe und einem Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene zuzustimmen. "Wir sind entschlossen, eine Feuerpause zu erreichen, die die Geiseln nach Hause bringt - und zwar jetzt", sagte Blinken bei einem Treffen mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog in Tel Aviv. Falls dies scheitern würde, sei allein die Hamas dafür verantwortlich, fügte Blinken hinzu.

Der ranghohe Hamas-Vertreter Sami Abu Suhri sagte, seine Organisation prüfe den Vorschlag noch. Es sei unfair, dass Blinken der Hamas die Schuld für die Verzögerungen gebe. Selbst die israelischen Unterhändler hätten angeblich eingeräumt, dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu derjenige sei, der eine Einigung behindere, behauptete Abu Shuri und fügte hinzu: "Blinkens Kommentare widersprechen der Realität."

Unter der Federführung Ägyptens als Vermittler ist in die lange festgefahrenen Verhandlungen über eine Feuerpause zuletzt wieder Bewegung gekommen. Das schürte Hoffnungen, dass es eine baldige Einigung geben könnte. Mehrere westliche Spitzenpolitiker reisten in den vergangenen Tagen in die Region, um dem Nachdruck zu verleihen. Nach Darstellung des französischen Außenministers Stéphane Séjourne besteht noch Handlungsbedarf. Es sei noch Arbeit nötig, um eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas sicherzustellen, sagte er nach einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Sameh Schukri in Kairo. Séjourne lehnte es ab zu sagen, wie optimistisch er sei, dass eine Einigung abgeschlossen werden könne.

Während die Hamas eine permanente Waffenruhe und einen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen anstrebt, machte Netanjahu klar, den Krieg erst zu beenden, wenn alle Ziele Israels erreicht seien. Dazu zählt auch eine Zerschlagung der Hamas. Netanjahu kündigte an, "mit Abkommen oder ohne Abkommen" gegen die verbliebenen Hamas-Strukturen in Rafah im Süden des Küstengebiets vorzugehen.

Blinken: Fokus auf Leid in Gaza lenken

Vor einer Offensive in Rafah warnen auch westliche Verbündete Israels. In der Stadt an der Grenze zu Ägypten haben wegen des seit fast sieben Monaten anhaltenden Kriegs inzwischen etwa die Hälfte der 2,3 Millionen Bewohner des Gazastreifens Zuflucht gesucht. Die humanitäre Lage wird immer prekärer.

Blinken betonte bei seinem Treffen mit Herzog, dass die USA sich zwar entschieden für eine Waffenruhe und die Rückkehr der israelischen Geiseln einsetzten. Der Fokus müsse aber auch auf den Menschen in Gaza liegen, "die in diesem von der Hamas verursachten Kreuzfeuer leiden". Es gehe darum, dass sie Lebensmittel, Medikamente, Wasser und Unterkünfte bekämen. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Seit einiger Zeit übt die amerikanische Regierung aber verstärkt Druck auf Netanjahu aus, mehr gegen das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu unternehmen.

Die Hamas hatte am 7. Oktober bei einem Massaker im Süden Israels 1200 Menschen getötet und mehr als 200 Geiseln genommen. Israel startete daraufhin eine Militäroffensive, bei der nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 34.000 Menschen getötet wurden. Der Gazastreifen wurde zum großen Teil in Schutt und Asche gelegt. Eine kurze Feuerpause gab es bislang nur Ende November. Dabei wurden mehrere Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freigelassen. Allerdings befinden sich immer noch Dutzende Geiseln in der Gewalt der Hamas.

Quelle: ntv.de, mau/rts/AFP

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