"Zum Scheitern verurteilt" Blinken stellt sich gegen Palästinenser-Ausweisung aus Gazastreifen
16.10.2023, 07:22 Uhr Artikel anhören
US-Außenminister Blinken war zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel gereist und zog von da aus unter anderem nach Saudi-Arabien.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Im Zuge der geplanten Gegenoffensive gegen die Hamas ruft Israel die Bewohner im Norden des Gazastreifens auf, die Region zu verlassen. US-Außenminister Blinken hält das jedoch für keine gute Idee. Vielmehr soll die Sicherheit der Bewohner gewährleistet werden - auch mit ägyptischer Unterstützung.
Mehr als eine Woche nach dem Hamas-Angriff auf Israel hat US-Außenminister Antony Blinken eine mögliche Ausweisung von Palästinensern aus dem Gazastreifen nachdrücklich abgelehnt. Eine solche Idee sei "zum Scheitern verurteilt", sagte Blinken in einem Interview mit dem saudiarabischen Nachrichtensender Al-Arabija. Er habe von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sowie "praktisch allen anderen" Spitzenvertretern in der Region "direkt gehört, dass diese Idee keine Chance hat und wir sie daher nicht unterstützen".
Blinken war nach dem Großangriff der Hamas zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel gereist und hatte in den vergangenen Tagen außerdem mehrere weitere Länder in der Region besucht, darunter Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und Ägypten.
"Wir glauben, dass die Menschen in Gaza, ihrer Heimat, bleiben können sollten. Aber wir wollen auch sicherstellen, dass sie nicht in Gefahr sind und dass sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen", sagte Blinken. Zuvor hatte er sich zuversichtlich geäußert, dass von Ägypten aus Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert werden können. Zusammen mit Ägypten, Israel und der UNO werde daran gearbeitet, den Grenzübergang Rafah für humanitäre Hilfe zu öffnen.
"Fast unendlich viel Platz"
Im Zuge dessen hatte Israels früherer Vize-Außenminister Daniel Ajalon Ägypten zur Zusammenarbeit sowie zur Einrichtung von Zeltlagern für Palästinenser aufgefordert. Im Sinai gebe es "fast unendlich viel Platz", sagte Ajalon. Kairo wies den Vorschlag zurück. Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet. Sie feuerte Tausende Raketen ab und drang mit Hunderten Kämpfern nach Israel ein. Hamas-Kämpfer richteten in mehreren Orten in Südisrael ein Blutbad an und verschleppten Menschen in den Gazastreifen.
Als Reaktion nahm die israelische Armee den Gazastreifen unter Dauerbeschuss und riegelte das Palästinensergebiet vollständig ab. Die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser wurde gestoppt. Nach israelischen Angaben wurde am Sonntag die Wasserversorgung im Süden des Gazastreifens wiederhergestellt. Israel rief die Bewohner im Norden des Gazastreifens zudem zur Flucht in den südlichen Teil des Küstenstreifens auf. Die israelische Armee bereitet sich eigenen Angaben zufolge auf eine Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet vor.
Quelle: ntv.de, tkr/AFP