Schäuble: Wir sind vorbereitet Brexit-Befürworter liegen deutlich vorn
10.06.2016, 21:32 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Diese Zahlen dürften die EU weiter beunruhigen: In einer neuen Umfrage kommen die Befürworter eines Brexit auf 55 Prozent, die Befürworter eines Verbleibs in der EU erhalten 45 Prozent.
Nur noch zwei Wochen vor dem Referendum der Briten über den Verbleib in der Europäischen Union liegen die Befürworter eines Austritts in einer neuen Umfrage sehr deutlich in Führung. In einer Erhebung des Instituts ORB für den "Independent" kommen die Befürworter eines Brexits auf 55 Prozent, die Befürworter eines Verbleibs in der EU erhielten 45 Prozent in der Online-Befragung unter 2000 Personen.
Die meisten Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen für den 23. Juni voraus. So auch in einer Umfrage vom Montag. Da lagen die Brexit-Befürworter erstmals seit Wochen wieder vorn: 51 Prozent sprachen sich für den Austritt aus der EU aus, 49 Prozent dagegen. In einer Umfrage vom Dienstag kehrte sich das Verhältnis wieder um.
Allerdings haben die Umfragen nur eine begrenzte Aussagekraft. Bereits beim schottischen Referendum 2014 sowie bei den Unterhauswahlen 2015 lagen die Meinungsforscher komplett falsch. Den klaren Sieg von Premierminister David Cameron hatte niemand erwartet.
Schäuble will einen Domino-Effekt verhindern
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte zuvor deutlich gemacht, dass die Euro-Zone darauf vorbereitet sei, negative Auswirkungen eines Austritts der Briten aus der Europäischen Union zu mindern. "Wir bereiten uns auf alle möglichen Szenarien vor, um die Gefahren einzudämmen", sagte Schäuble dem "Spiegel". Er und seine Kollegen in der Euro-Zone "werden alles tun, um diese Folgen zu begrenzen".
Auch die EZB ist aus Sicht ihres Ratsmitglieds Ilmars Rimsevics darauf vorbereitet, im Falle von Marktturbulenzen nach einem Votum der Briten für einen EU-Austritt alle Instrumente einzusetzen. "Falls es notwendig ist, sie zu nutzen, dann wird die Europäische Zentralbank sie nutzen", sagte Lettlands Notenbank-Chef in Riga.
Für die Briten wäre ein Brexit laut Schäuble nicht folgenlos. Das Land sei eng mit den Partnerstaaten verflochten. "Da wäre es doch ein Wunder, wenn ein Ausscheiden Großbritanniens ohne ökonomische Nachteile bliebe." Komme es zu einem britischen Austritt, fürchte er aber nicht um den Bestand der EU: "Europa wird zur Not auch ohne Großbritannien funktionieren", zeigte sich der CDU-Politiker überzeugt.
Schäuble schloss aus, dass Großbritannien nach einem Ausscheiden weiter die Vorzüge des europäischen Binnenmarkts genießen könnte wie Norwegen oder die Schweiz. "Dazu müsste sich das Land an die Regeln eines Klubs halten, aus dem es gerade austreten will." Schäuble hält es nach eigenen Worten für möglich, dass das britische Beispiel Schule machen könnte und im Fall eines Brexits weitere Länder aus der EU austreten.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts