Anschlag auf Asylbewerberheim Bundesanwaltschaft erhebt nach 30 Jahren Anklage
03.08.2022, 12:32 Uhr
Nach der Anklageerhebung entscheidet das Oberlandesgericht Koblenz darüber, ob es einen Prozess geben wird.
(Foto: dpa)
Ein 27-Jähriger kam 1991 bei einem Anschlag auf ein Wohnheim für Asylbewerber in Saarlouis ums Leben, weitere Menschen wurden verletzt. Nun erhebt die Bundesanwaltschaft Anklage wegen Mordes. Ein Tatverdächtiger sitzt seit April in Untersuchungshaft.
Mehr als 30 Jahre nach einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft im Saarland hat die Bundesanwaltschaft Anklage unter anderem wegen Mordes erhoben. Ein 27-Jähriger aus dem westafrikanischen Ghana war infolge des Feuers ums Leben gekommen. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Koblenz muss darüber entscheiden, ob er einen Prozess ansetzt.
Der deutsche Tatverdächtige sitzt seit April in Untersuchungshaft, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe weiter mitteilte. Mit rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen hatte der Angeklagte den Angaben zufolge am späten Abend des 18. September 1991 in einer Gaststätte in Saarlouis unter anderem über rassistisch motivierte Anschläge auf Unterkünfte für Ausländer im sächsischen Hoyerswerda gesprochen.
"Die Gesprächsteilnehmer machten deutlich, dass sie die Begehung solcher Anschläge auch in Saarlouis gutheißen würden", hieß es von der Bundesanwaltschaft. In der Nacht sei der Mann zu einem Wohnheim für Asylbewerber in Saarlouis gegangen, "um dort aus seiner rechtsextremistischen und rassistischen Gesinnung heraus einen Brand zu legen". Im Treppenhaus habe er Benzin verteilt und angezündet. Das Feuer breitete sich rasch aus.
Im Dachgeschoss des Hauses erlitt der 27-jährige Ghanaer laut Mitteilung schwerste Verbrennungen und eine Rauchvergiftung. Er starb noch am selben Tag. Zwei weitere Hausbewohner seien aus einem Fenster gesprungen und hätten sich Knochen gebrochen. 18 weitere Bewohner brachten sich den Angaben zufolge unverletzt in Sicherheit. Die oberste Anklagebehörde wirft dem Mann daher auch versuchten Mord an 20 Menschen sowie Brandstiftung mit Todesfolge und versuchter Todesfolge vor.
Quelle: ntv.de, mli/dpa