Zwei Militärflieger unterwegs Erste Bundeswehrmaschinen mit Deutschen sind gelandet
14.10.2023, 19:17 Uhr Artikel anhören
Zwei Militärtransporter der Bundeswehr sind bereits auf dem Weg nach Israel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mehrere Tage nach dem verheerenden Großangriff der Hamas auf Israel lässt das Auswärtige Amt Hunderte Deutsche mit Lufthansa-Flugzeugen ausfliegen. An den Rückholflügen durch zivile Fluggesellschaften gibt es Kritik. Nun soll die Bundeswehr die Evakuierung übernehmen.
Zwei Bundeswehrmaschinen mit ausgeflogenen Passagieren aus Israel sind in Deutschland gelandet. Der erste Militärtransporter vom Typ A400M erreichte am frühen Morgen den Militärflugplatz im niedersächsischen Wunstorf. An Bord waren nach Bundeswehr-Angaben 51 Passagiere.
Eine zweite Transportmaschine landete dort gegen 7 Uhr, wie die Bundeswehr auf der Online-Plattform X mitteilte. Den Angaben nach waren 29 Passagiere an Bord. Die beiden Militärtransporter sollten unter anderem auch einen "Hub" errichten - ein Drehkreuz für mögliche weitere Flüge, hieß es vom Verteidigungsministerium. Gegen 5.20 Uhr war ein drittes Flugzeug gestartet, ein Airbus 321, um Ausreisewilligen die Rückkehr aus Israel nach Deutschland zu ermöglichen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte dazu: "Die Bundeswehr ist mit dem Auswärtigen Amt in enger Abstimmung und unterstützt es bei der sogenannten schnellen Luft-Abholung. Auch auf militärische Evakuierungen sind wir vorbereitet, falls dies erforderlich werden sollte. Ich bin stolz, dass sich unsere Bevölkerung auf die schnelle Einsatzbereitschaft dieser Kräfte verlassen kann."
Lufthansa stoppt Linienflüge
Eine Woche nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel beteiligt sich die Bundeswehr unmittelbar daran, deutsche Staatsbürger aus Israel herauszuholen - während die dortige Armee einen großangelegten Angriff auf den von den militanten Islamisten kontrollierten Gazastreifen vorbereitet.
In den vergangenen Tagen hatte das Auswärtige Amt schon etwa 2800 Bundesbürger und Familienmitglieder bei der Ausreise unterstützt. Die Menschen hätten das Land nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas vor einer Woche zu Land, Luft und See verlassen, hieß es. Die Lufthansa hatte ihre Linienflüge aus Israel vorerst gestoppt und dann Sonderflüge eingesetzt. Hintergrund seien neben Sicherheitsfragen "auch ungelöste Fragen der operativen Stabilität in Tel Aviv", so die Airline.
Eine neue Ausreiseoption über Jordanien war bislang nur in sehr geringem Umfang abgerufen worden. Das Auswärtige Amt wollte Menschen, die sich dafür entschlossen haben, beim Bustransport nach Akaba helfen. Die Ausreisenden könnten schnell und unkompliziert online ein elektronisches Visum oder ein Visum bei der Ankunft erwerben. Die Stadt am Roten Meer liegt allerdings mehrere Stunden Auto- oder Busfahrt durch die Negev-Wüste von Tel Aviv entfernt. Teile der Route verlaufen nicht weit vom Gazastreifen entfernt.
Wolfgang Hellmich, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD im Bundestag, erklärte: "Wir begrüßen es sehr, dass die Bundesregierung nun die bereitstehenden und erprobten Fähigkeiten der Luftwaffe einsetzt, um deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel in Sicherheit zu bringen." Beide Maschinen hätten Hilfsmaterial für Israel an Bord, und der Rückflug werde für die Evakuierung deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger genutzt. "Mögen so viele Personen wie nur möglich heil zurückkehren."
85 Deutsche kehrten mit Baerbocks Regierungsflieger zurück
Zuvor hatte unter anderem die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) Rückholflüge durch zivile Fluggesellschaften kritisiert. Wegen des "unkalkulierbaren Risikos" müssten derartige Flüge von der Luftwaffe durchgeführt werden, hieß es. Militärcrews seien für derartige Operationen geschult und ihre Flugzeuge verfügten über entsprechende Ausrüstung. Die Luftwaffe hatte dazu erklärt: "Erst wenn ein ziviler Lufttransport aufgrund einer existierenden Bedrohung für die Luftfahrzeuge nicht mehr möglich ist, kann die Bundeswehr mit ihren geschützten Transportflugzeugen dafür eingesetzt werden."
Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Freitag Israel besucht und war am Abend zu Gesprächen nach Ägypten weitergeflogen. Der Airbus der Flugbereitschaft der Bundeswehr, mit dem Baerbock von Berlin nach Tel Aviv geflogen war, kehrte mit weiteren 85 deutschen Staatsangehörigen nach Deutschland zurück.
Das Außenministerium appellierte an ausreisewillige Deutsche, sich in der Krisenvorsorgeliste Elefand einzutragen. Man halte zu allen kontinuierlichen Kontakt. Zudem bereite man sich "auf alle Eventualitäten vor, zum Beispiel für den Fall einer Verschärfung der Lage", hieß es.
Quelle: ntv.de, mli/uzh/dpa