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"Viele sind genervt" Chef der Jungen Union schießt gegen Merkel

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Für das Scheitern eines Gesprächsformats der EU mit Putin machte Merkel Polen und die baltischen Staaten verantwortlich.

Für das Scheitern eines Gesprächsformats der EU mit Putin machte Merkel Polen und die baltischen Staaten verantwortlich.

(Foto: picture alliance/dpa)

Bereits im Oktober sieht sich Angela Merkel scharfer Kritik ausgesetzt. Die Aussagen der Ex-Kanzlerin in einem Interview mit einem ungarischen Portal zu den Gründen für Russlands Einmarsch in die Ukraine stoßen auf breites Unverständnis. Nun legt der Junge-Union-Chef Winkel in seiner Kritik nach.

Der Chef der Jungen Union, Johannes Winkel, hat die öffentlichen Äußerungen von CDU-Altkanzlerin Angela Merkel kritisiert. "Es ist außergewöhnlich, wie oft sie sich in die Tagespolitik einmischt", sagte der Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation dem "Spiegel". "Diese Wortmeldungen wären glaubwürdiger, wenn sie auch Selbstkritik üben würde."

Winkel verwies in diesem Zusammenhang auf die in Merkels Amtszeit gewachsene Energieabhängigkeit von Russland und auf Merkels Ukrainepolitik: "Zuletzt der groß inszenierte Auftritt mit Viktor Orban in Budapest und ihre Kritik an Polen. Viele fragen sich: Was genau will sie damit bezwecken?"

Zu Merkels möglichen Motiven sagte der JU-Chef: "Vielleicht hat sie ein schlechtes Gewissen, vielleicht versucht sie, ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern zu retten." Ob das gelinge, wenn sich eine Altkanzlerin ständig in laufende Debatte einklinke, wage er zu bezweifeln, sagte Winkel. Klar sei aber: "Viele in der Union sind davon genervt."

Trotz der gespannten Beziehungen zu Merkel hatte Ungarns Ministerpräsident Orban die frühere Bundeskanzlerin Anfang Oktober in Budapest in seinem Amtssitz zu einem Gespräch empfangen. Anlass von Merkels Besuch in Ungarns Hauptstadt war die Vorstellung der ungarischen Übersetzung ihrer Memoiren.

Orban teilte Bilder von dem Treffen auf seiner Facebook-Seite, die beide Politiker unter anderem beim Bewundern der Aussicht auf die Donau vom Hügel in Buda aus zeigen, wo sich der Regierungssitz befindet. Orban schrieb dazu: "Einmal Kanzlerin bedeutet bei uns immer Kanzlerin. Willkommen in Ungarn, Angela Merkel".

Estland weist Merkels Aussagen scharf zurück

In einem Interview des ungarischen Portals "Partizán", das zuvor veröffentlicht wurde, hatte die Ex-Kanzlerin gesagt, Polen und die baltischen Länder trügen eine Mitschuld am Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die Ukraine. Sie hätten 2021 ein von ihr geplantes neues Dialogformat mit Russland blockiert, behauptete sie. Daraufhin wurde Merkel vorgeworfen, eine Täter-Opfer-Umkehr im Ukrainekrieg zu betreiben und wie sonst nur Moskaus Handlanger Orban zu reden.

Estlands Außenminister Margus Tsahkna wies die Aussagen von Merkel als unverschämt und falsch zurück. Der Grund für Russlands umfassende Aggression sei Putins Unfähigkeit, den Kollaps der Sowjetunion zu akzeptieren, sowie der frühere Wunsch der westlichen Länder, mit Putin zu verhandeln und seine Taten zu ignorieren, sagte er in einer Mitteilung des Außenamtes in Tallinn. So seien weder der Krieg in Georgien 2008 noch Russlands Annexion der Krim 2014 auf starke Reaktionen gestoßen. Auch in den beiden anderen baltischen Staaten Lettland und Litauen wurden die Aussagen Merkels kritisch aufgefasst.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

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