Untersuchung zu Corona-Ursprung China tadelt "Politisierung" der WHO-Mission
28.01.2021, 14:50 Uhr
Das internationale Expertenteam der WHO soll eine unabhängige Untersuchung des Virusursprungs gewährleisten.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Suche nach dem Ursprung des Coronavirus ist schon länger ein Politikum. Nach zähem Hin und Her nehmen die Experten der Weltgesundheitsorganisation jetzt ihre Arbeit in Wuhan auf - und direkt kommt es zu Reibereien zwischen den USA und China.
China hat die US-Regierung vor einer "Politisierung" der WHO-Expertenmission in Wuhan gewarnt. Die Wissenschaftler müssten ihre Untersuchungen zum Ursprung der Corona-Pandemie "frei von politischer Einmischung" vornehmen können, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Zhao Lijan, vor Journalisten. Das zehnköpfige Expertenteam der WHO beendete unterdessen seine 14-tägige Quarantäne im zentralchinesischen Wuhan und begann mit den Untersuchungen.
China hoffe, dass die USA "Fakten und Wissenschaft" sowie "die harte Arbeit des internationalen Expertenteams respektieren" könnten, sagte der Ministeriumssprecher weiter. Er bezog sich damit auf Forderungen der Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, die am Mittwoch eine "belastbare und klare" internationale Untersuchung gefordert und "große Sorge" über eine "Falschinformation" durch "einige Quellen in China" geäußert hatte. Es sei "zwingend erforderlich", dass der Frage "auf den Grund gegangen" werde, wie das Coronavirus entstanden sei und sich weltweit verbreitet habe, sagte Psaki vor Journalisten in Washington.
Die internationalen WHO-Experten waren nach langen Verzögerungen Anfang Januar nach China gereist. Sie sollen in der Volksrepublik nach den Ursprüngen von Sars-CoV-2 suchen, mit dem sich weltweit mehr als 100 Millionen Menschen infizierten und an dem mehr als 2,1 Millionen starben. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fledermäuse die ursprünglichen Wirte der Coronaviren waren. Ungeklärt ist aber, welches Tier bei der Übertragung auf den Menschen als sogenannter Zwischenwirt diente. Fachleute befürchten allerdings, dass es für die Lösung dieses Rätsels zu spät sein könnte.
Peking will kein Corona-Sündenbock sein
Das WHO-Team will Interviews machen und Krankenhäuser sowie den Markt besuchen, wo Anfang Dezember 2019 weltweit zum ersten Mal Infektionen entdeckt worden waren. Spuren des Virus wurden besonders bei den Ständen der Wildtierhändler gefunden. Allerdings gab es auch Ansteckungen, die nicht auf den Markt zurückgeführt werden konnten.
Wie auch in den Monaten zuvor haben die 13 Experten in den vergangenen zwei Wochen vom Hotel aus Videokonferenzen mit ihren chinesischen Amtskollegen abgehalten. Die erst nach einem langen Tauziehen ermöglichte Untersuchung wird gemeinsam mit der chinesischen Seite vorgenommen. Die Teilnehmer der Mission dämpften die hohen Erwartungen. Es gehe vor allem darum, in Kooperation mit den chinesischen Kollegen zu schauen, welche Spuren noch verfolgt werden könnten, hieß es.
Die Suche nach dem Ursprung des Virus gilt als politisch heikel, weil China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden. Peking sieht sich international tatsächlich mit Vorwürfen konfrontiert, es wolle eine Verantwortung für den Ausbruch der Pandemie vertuschen. Zunächst hatte China eine unabhängige internationale Untersuchung der Ursprünge des Virus verweigert.
Quelle: ntv.de, lwe/AFP/dpa