"Infam und hinterfotzig" Chrupalla verlässt Krankenhaus, schwere Vorwürfe der CSU
05.10.2023, 20:40 Uhr Artikel anhören
Mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen: Tino Chrupalla.
(Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)
Vor einem Auftritt in Ingolstadt wird Tino Chrupalla in ein Krankenhaus eingewiesen, landet sogar auf der Intensivstation. Während die AfD von einem "tätlichen Vorfall" spricht, glaubt Bayerns Innenminister Herrmann, dass die Rechtspopulisten den Fall für den Wahlkampf missbrauchen.
Nach dem Vorfall bei einer Wahlkampfveranstaltung mit AfD-Chef Tino Chrupalla in Ingolstadt hat dieser inzwischen das Krankenhaus wieder verlassen. Das bestätigten der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und die AfD. Der CSU-Politiker warf den Rechtspopulisten derweil vor, aus dem Vorfall politisches Kapital schlagen zu wollen.
Chrupalla war am Mittwochnachmittag während einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt ins Krankenhaus gebracht worden. Der Hintergrund ist noch unklar. Wie die Polizei mitteilte, musste Chrupalla vor Beginn einer Rede hinter der Bühne medizinisch versorgt werden und wurde dann in die Klinik gebracht. Am Donnerstag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit: "Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde."
Am Abend sagte Bayerns Innenminister Herrmann, es sei erschreckend, "wie infam und hinterfotzig die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten", kritisierte der CSU-Politiker. In Bayern wird am kommenden Sonntag (8. Oktober) gewählt - auch Herrmann selbst befindet sich im Wahlkampf.
"Wenngleich von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt aktuell ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet wurde, so gibt es bislang keine Erkenntnisse, dass Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde", betonte der Innenminister. "Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter mit Hochdruck", betonte Herrmann. "Dabei gilt es auch, gesichertes Beweismaterial auszuwerten."
AfD glaubt an "tätlichen Vorfall"
Die AfD geht wie bereits am Mittwochabend dagegen weiter von einem "tätlichen Vorfall" aus, wie die Bundesgeschäftsstelle auf Nachfrage bestätigte. Ein Sprecher von Chrupallas Büro hatte zuvor von einer "Einstichstelle" gesprochen. Der AfD-Vorsitzende sei auf mögliche Substanzen im Körper getestet und "auf der Intensivstation" behandelt worden. Die Polizei hatte lediglich mitgeteilt, dass er ins Krankenhaus gekommen sei, eine Intensivbehandlung nicht erwähnt.
Herrmann wies zudem Vorwürfe von Landtags-Spitzenkandidatin Katrin Ebner-Steiner klar zurück. Diese hatte zuvor gefordert, Herrmann müsse "für einen angemessenen Schutz der AfD" sorgen. "Hierzu haben wir die bayerische Polizei auf verschiedenen Ebenen gebeten. Allerdings sieht der Innenminister keinerlei Notwendigkeit, unsere Partei und die Landtagskandidaten stärker zu schützen."
Herrmann sagte dazu: "Selbstverständlich werden auch AfD-Politiker und deren Veranstaltungen von der Polizei entsprechend der Gefährdungseinschätzung geschützt. Je nachdem, ob es sich um Bundes- oder Landespolitiker handelt, sind das Bundeskriminalamt oder die jeweiligen Landeskriminalämter beziehungsweise Polizeipräsidien für persönliche Schutzmaßnahmen zuständig, im Falle von Chrupalla das Bundeskriminalamt." Jedenfalls sei die AfD im aktuellen Wahlkampf "bislang weder an mich noch ans bayerische Innenministerium mit der Bitte um verstärkten Polizeischutz herangetreten". Und dass die AfD-Vorsitzende Alice Weidel derzeit nicht auf Veranstaltungen auftreten könne, "liegt wohl an ihrem Aufenthalt auf Mallorca. Gefährdungen in oder aus Bayern für sie sind nicht ersichtlich."
Quelle: ntv.de, mba/dpa