Wer ist Dan Driscoll?Trumps "Drohnenmann", der den Frieden bringen soll

Dan Driscoll, Staatssekretär und Studienfreund von Vizepräsident Vance, soll für die US-Armee eigentlich eine Million Drohnen beschaffen. Doch nun liegt eine deutlich größere Herausforderung vor ihm.
Er ist erst Ende 30, und nichts in seinem Lebenslauf deutet auf seine derzeitige Aufgabe hin: US-Heeresminister Dan Driscoll hat sich in den Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine in kürzester Zeit zu einer Art Chefunterhändler entwickelt. Der "Drohnenmann" von US-Präsident Donald Trump ist in die Rolle offenbar hineingerutscht, über diplomatische Erfahrungen oder besondere Kenntnisse der Ukraine oder Russlands verfügt er nicht.
Im US-Verteidigungsministerium, das sich seit September "Kriegsministerium" nennt, hat Driscoll in etwa den Rang eines deutschen Staatssekretärs inne. Er ist Pentagonchef Pete Hegseth unterstellt und für die Landstreitkräfte zuständig, fast 450.000 aktive Soldatinnen und Soldaten. Rechnet man Reservekräfte und Zivilisten beim Heer ein, sind es mehr als eine Million Menschen.
Driscoll ist von Trump beauftragt, rund eine Million Drohnen für die US-Armee zu beschaffen. Aus diesem Grund sollte er laut Medienberichten ursprünglich auch nach Kiew reisen. Denn die Ukraine hat ihre Drohnenproduktion im russischen Angriffskrieg massiv ausgebaut und kann nach Angaben der "Kyiv Post" nun vier Millionen Stück pro Jahr produzieren. Den USA und anderen Nato-Ländern ist sie damit weit voraus.
"Konflikte schaffen 100 Prozent Kreativität", sagte Driscoll kürzlich zu den Drohnen in einem Podcast. Weiter äußerte er sich zur Ukraine nicht, obwohl es schon zu diesem Zeitpunkt Spekulationen über einen neuen US-Vorstoß für einen Waffenstillstand gab.
Mit Russen über 28-Punkte-Plan verhandelt
Über den umstrittenen Plan verhandelte Driscoll zuletzt mit russischen Unterhändlern in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Die Gespräche verlaufen gut und wir bleiben optimistisch", sagte Driscolls Sprecher Jeff Tolbert über die Verhandlungen in Abu Dhabi. Ziel sei ein "dauerhafter Frieden in der Ukraine".
Die USA hatten in der vergangenen Woche einen 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs vorgelegt, der in seiner Ursprungsversion zentrale Forderungen Russlands aufgriff. So sollte die Ukraine auf einen Nato-Beitritt verzichten, ihre Streitkräfte massiv verkleinern und den gesamten Donbass an Russland abgeben. Die Ukraine und europäische Länder wie Deutschland protestierten und erreichten nach eigenen Angaben Fortschritte zugunsten Kiews.
Obwohl Trump nun sagte, die Unterhändler seien "einer Einigung sehr nahe", ist der Ausgang der Verhandlungen offen. Womöglich hält der Präsident Driscoll einen unbelasteten Blick auf die schwierigen Fragen des russischen Angriffskriegs zugute, wie auch auf die komplizierte Vorgeschichte.
Der Heeresbeauftragte mit dem jungenhaften Lächeln ist im US-Bundesstaat North Carolina in einer Familie von Militärs aufgewachsen. Driscolls Großvater diente im Zweiten Weltkrieg, sein Vater in Vietnam und Driscoll selbst war 2009 im Irak und wurde dort ausgezeichnet.
Alter Bekannter von Vance
Danach studierte Driscoll Jura an der Eliteuniversität Yale. Dort lernte er den heutigen Vizepräsidenten JD Vance kennen, dem er nach eigenen Worten freundschaftlich verbunden ist und der Russland gegenüber freundlich eingestellt sein soll. Bevor Trump Driscoll im Februar zum Heeresminister machte, sammelte der zweifache Vater Erfahrungen als Geschäftsmann und Investmentbanker.
US-Medienberichten zufolge soll Driscoll Trumps bisherigen Ukraine-Beauftragten Keith Kellogg ablösen, der offenbar mit 81 Jahren aufhören will. Der Diplomat war bisher kaum öffentlich in Erscheinung getreten.
Damit wäre Driscoll auch offiziell Sparringspartner des Trump-Vertrauten Steve Witkoff. Der 68-jährige Geschäftsmann und Golfpartner Trumps nennt sich "Sonderbeauftragter des Präsidenten für Friedensmissionen". Witkoff hatte in Trumps Auftrag mehrfach den russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen.
Trump beauftragte Witkoff nun erneut, nach Moskau zu reisen und "einige strittige Punkte" mit Putin zu besprechen, während Driscoll mit den Ukrainern verhandeln soll. Trump stellte überdies ein persönliches Treffen mit Putin und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj in Aussicht - allerdings erst dann, "wenn das Abkommen zur Beendigung dieses Krieges endgültig ist oder sich in der Endphase befindet".