Lambsdorff spricht von Einladung Deutscher Botschafter für Gespräch in Moskauer Außenamt
04.03.2024, 09:00 Uhr Artikel anhören
Alexander Graf Lambsdorff ist deutscher Botschafter in Russland.
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
Russland veröffentlicht den Mitschnitt einer Beratung ranghoher Bundeswehr-Offiziere. Darin besprechen sie die Einsatzmöglichkeiten des Marschflugkörpers Taurus sowie potenzielle Ziele in der Ukraine. Moskau bestelle den Botschafter ein, berichten Staatsmedien. Der Gesandte widerspricht.
Der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, hat im russischen Außenministerium in Moskau Gespräche über bilaterale Themen geführt. "Es gab eine Einladung zum Gespräch über verschiedene bilaterale Themen", sagte er in Moskau. Es habe sich aber nicht um eine Einbestellung gehandelt, betonte er. Zu konkreten Inhalten der Unterhaltung äußerte er sich nicht. Damit widersprach der Botschafter der Darstellung russischer Medien. Auch das Auswärtige Amt wies die russische Darstellung zurück. Es handele es um ein "schon länger terminiertes Gespräch", sagte eine Sprecherin.
So hatten die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass und Ria Nowosti unter Berufung auf eine anonyme Quelle gemeldet, es handele sich dabei um eine Einbestellung wegen der jüngst veröffentlichten Mitschnitte eines von Russland abgehörten Telefonats deutscher Luftwaffen-Offiziere zum möglichen Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern in der Ukraine. Der Termin war laut Lambsdorff aber bereits vor der Veröffentlichung des abgehörten Gesprächs geplant gewesen.
Die russisch-deutschen Beziehungen sind im Zuge des Moskauer Angriffskrieges gegen die Ukraine schwer gestört. Trotzdem gibt es immer wieder reguläre Gespräche russischer Vertreter im Moskauer Außenministerium mit Diplomaten auch der verschiedenen als "unfreundlich" eingestuften europäischen Staaten, um Fragen bilateraler Beziehungen zu besprechen. Zwischen Deutschland und Russland ist nach der gegenseitigen Ausweisung von Vertretern der Staaten etwa eine wichtige Frage, wie etwa die Arbeit von Botschaften und Konsulaten organisiert wird.
Technisch machbar, aber politisch zu entscheiden
Der von einem russischen Staatssender veröffentlichte Mitschnitt bestätigt, dass die Entscheidung über den Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern letztlich eine politische ist: Die Bundeswehr-Experten variieren in ihren Einschätzungen, was die Ausbildungszeit der Ukraine, die nötigen Schnittstellen mit den Flugzeugen und die Datenbereitstellung angehen. Aber sie halten es für machbar, in drei Monaten für eine schnelle Lösung, in etwa acht Monaten für eine umfassendere Lösung für den Taurus-Einsatz zu sorgen. Nur bei der längeren Ausbildung könnte man davon ausgehen, dass die Ukrainer das System selbst handhaben.
Immer wieder wird betont, dass es technisch machbar sei, aber politisch entschieden werden müsse, bis zu welchem Grad Deutschland involviert sein soll - vor allem, wenn die russische Kertsch-Brücke zur besetzten Halbinsel Krim angegriffen werden sollte. Hier gehe es nach den politischen "roten Linien". Vor allem für eine sinnvolle, schnelle Datenauswertung für Zielkoordinaten wird auch von den Militärs eine "irgendwie geartete Beteiligung" Deutschlands angenommen. Als vorstellbar gilt die Lieferung von 50, vielleicht auch 100 Taurus-Marschflugkörper, die auch gegen russische Munitionsdepots eingesetzt werden könnten.
Quelle: ntv.de, jwu/chl/dpa/AFP/rts