Politik

Freiheit des Westens in Gefahr Deutscher Ex-Botschafter: Putin will uns in Abhängigkeit zwingen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Putin bei einer Parade der Marine in St. Petersburg im Sommer 2022.

Putin bei einer Parade der Marine in St. Petersburg im Sommer 2022.

(Foto: picture alliance / AA)

Deutschlands ehemaliger Top-Diplomat in Moskau, Rüdiger von Fritsch, befürchtet, Putin werde bei einem russischen Sieg in der Ukraine seine Gewaltpolitik fortsetzen. Der Ex-Botschafter warnt, der Kremlchef habe es auf die Selbstbestimmung des Westens abgesehen. Kiew müsse deshalb mehr unterstützt werden.

Der frühere deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, warnt eindringlich vor weitreichenden Folgen im Falle eines russischen Erfolgs in der Ukraine. "Es würde den Weg ebnen zu einer Fortsetzung der neoimperialistischen Gewaltpolitik Wladimir Putins", sagte Fritsch der "Augsburger Allgemeinen. Ein russischer Sieg wäre "nicht allein das Ende einer freien, unabhängigen Ukraine", sondern Putin ziele insgesamt auf Selbstbestimmung und Freiheit des Westens.

Es sei daher von grundlegender Bedeutung, dass die Ukraine in eine Position der Stärke versetzt werde, ehe es zu Friedensverhandlungen kommt, forderte Fritsch. Es sei Putins Ziel, nicht nur die Ukraine, sondern "auch uns in Abhängigkeit zu zwingen". Dies schließe jedoch das Vorbereiten eines Friedensprozesses nicht aus, der wie in den 1970er und 80er Jahren gegenseitige Sicherheitsgarantien hervorhebe, sagte der Diplomat.

Der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, fordert in diesem Zusammenhang eine stärkere Unterstützung Kiews und kritisiert die passive Haltung der westlichen Verbündeten. Die Botschaft an Russlands Präsident Wladimir Putin sollte sein, dass im Falle weiterer Angriffe gegen zivile ukrainische Ziele "am nächsten Tag" Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine geliefert würden, schlug Ischinger im Onlinedienst X vor. Der Westen müsse von "passiv auf aktiv" umschalten, forderte der Sicherheitsexperte.

Ebenfalls mehr Militärhilfe für die Ukraine verlangte die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. "Die Unterstützung bleibt auf der Tagesordnung und dazu gehört auch die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper", forderte sie in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Die Ukraine nicht weiter mit allem, was wir leisten können, zu unterstützen, ist fahrlässig", warnte Strack-Zimmermann. Allerdings müssten sich daran auch andere europäische Staaten beteiligen.

Bundeskanzler Olaf Scholz weigert sich bisher, Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine zu liefern. Taurus hat eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern und würde Kiew damit Angriffe auf Waffendepots und Versorgungslinien auf russischem Staatsgebiet erleichtern.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen