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"Außerst gefährlich" Deutschland schickt Fregatte zum Militäreinsatz gegen Huthis

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Die Fregatte "Hessen" soll Handelsschiffe vor den Attacken der Huthis im Roten Meer schützen. Experten bezweifeln die Wirksamkeit von Kriegsschiffen gegen die Angriffe der militant-islamistischen Miliz.

Die Fregatte "Hessen" soll Handelsschiffe vor den Attacken der Huthis im Roten Meer schützen. Experten bezweifeln die Wirksamkeit von Kriegsschiffen gegen die Angriffe der militant-islamistischen Miliz.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Huthi-Miliz beschießt Frachtschiffe im Roten Meer. Eine EU-Militäroperation zum Schutz soll in Kürze beginnen. Die Bundesregierung will sich beteiligen und entsendet die Marine in die Region. Ein Experte warnt vor zu großen Erwartungen.

Um die Handelsschifffahrt im Roten Meer gegen die Huthi-Miliz zu sichern, ist die deutsche Fregatte "Hessen" zu einem geplanten EU-Militäreinsatz ausgelaufen. Das Kriegsschiff mit rund 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord verließ am Vormittag den größten Stützpunkt der deutschen Marine in Wilhelmshaven. Mit der Verlegung des Kriegsschiffes will die Bundeswehr die Voraussetzungen für eine deutsche Beteiligung an einem EU-Einsatz schaffen. Ein EU-Beschluss und ein Mandat des Bundestages stehen dafür noch aus – sie werden im Laufe des Februars erwartet. Die "Hessen" soll bis Ende des Monats in dem Einsatzgebiet ankommen.

An dem Pier des Marinestützpunktes wurde die Besatzung von zahlreichen Kameraden, Familienangehörigen und Freunden verabschiedet. Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller (SPD) sprach vor dem Auslaufen der Fregatte von einem "denkwürdigen Tag". "Dass der Auftrag unerlässlich ist, ist vollkommen klar", sagte Möller. Das Rote Meer sei eine der wichtigsten Handelsrouten, die auch für die Bundesrepublik von großer wirtschaftlicher Bedeutung sei. Spätestens zum 19. Februar werde das EU-Mandat erwartet, an das sich dann der Bundestag anschließen könnte.

Die Pläne für die EU-Mission "Eunavfor Aspides" sehen vor, mehrere europäische Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme zum Schutz von Frachtschiffen in die Region zu entsenden. Diese sollen dort Handelsschiffe vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi aus dem Jemen schützen. Die Miliz will mit dem Beschuss von Schiffen ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen, die auf das Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober folgten.

"Ein potenzieller Einsatz im Roten Meer wird für Schiff und Besatzung einen erneuten Härtetest darstellen", sagte der Kommandant der Fregatte, Fregattenkapitän Volker Kübsch, einer Mitteilung der Marine zufolge. Bis vor wenigen Wochen war die Besatzung der "Hessen" als Führungsschiff und Teil der schnellen Eingreiftruppe der NATO in der Nord- und Ostsee unterwegs. Der mögliche Einsatz im Roten Meer werde nach den Geschehnissen der vergangenen Wochen und Monate in der Region ein ganz anderer sein, sagte Kübsch.

Kommandant: Bedrohung ist konkret

"Die Bedrohung dort ist nun nicht mehr abstrakt, sie ist ganz konkret und besteht aus einer Vielzahl an Waffen, die dort regelmäßig zum Einsatz gebracht wurden", teilte der 44 Jahre alte Kommandant mit. "Ich weiß nur zu gut um die Fähigkeiten des Schiffs und der Besatzung und möchte daher allen Freunden und Angehörigen der Besatzung ein wenig die Sorgen um uns nehmen. Sie können sich in jeder Hinsicht auf uns verlassen."

Sicherheitsexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) warnte in der "Welt" vor den Gefahren des Einsatzes, auch für die Fregatte "Hessen". "Bei der Operation Aspides ist die Eskalationsgefahr groß. Es ist eine Illusion, dass die Fregatte der Bundeswehr nicht unter Beschuss geraten wird und sich nicht verteidigen muss."

Kaim betonte: "Das ist ein äußerst gefährlicher Einsatz für unsere Soldaten und Soldatinnen." Niemand könne erwarten, dass die Huthis mit dem Beschuss westlicher Schiffe aufhörten. "Die Wahrscheinlichkeit ist gleich null." Die EU müsse sehr viele Jahre in der Region bleiben und Schiffe schützen, wenn sie es ernst meine.

Angesichts der Gefahren meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa durch das Rote Meer und den Suezkanal. Dies hat mittlerweile erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Die USA und Großbritannien haben deswegen zuletzt Ziele der Huthi im Jemen angegriffen.

"Goldstandard" der deutschen Marine

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Die "Hessen" ist eine von drei Fregatten der sogenannten Sachsen-Klasse, die besonders für die Flugabwehr geeignet sind. Der Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack, nannte das Schiff in der Vorbereitung einer möglichen Mission den "Goldstandard" der deutschen Marine. Ihre Radaranlagen und Waffen seien auf einen Einsatz wie den im Roten Meer "optimiert". Die "Hessen" ist unter anderem mit Flugabwehrraketen ausgerüstet. Das 143 Meter lange Schiff wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert.

Mit seinem speziellen Radar kann es nach Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen. Die Radaranlagen können in einem Radius von 400 Kilometern mehr als 1000 Ziele gleichzeitig erfassen, mehr als 160 Kilometer weit reichen die Flugabwehrraketen. An Bord sind neben der Stammbesatzung und zwei Hubschraubern vom Type Sea Lynx, deren Hauptaufgabe die Jagd auf U-Boote ist, auch weitere Einsatzkräfte, darunter ein Ärzteteam und ein Militärpfarrer.

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP

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