Corona-Lage immer dramatischer Deutschland schickt Nothilfen nach Indien
26.04.2021, 18:44 Uhr
Gelände von Krematorien wurden für die Masseneinäscherung von Covid-19-Opfern umgewandelt.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Corona verbreitet sich in Indien immer rasanter. Neben den Kliniken sind auch die Krematorien überlastet. So müssen Angehörige helfen, Scheiterhaufen für ihre Verstorbenen zu errichten. Indes arbeitet Deutschland an Hilfspaketen für das vom Virus gebeutelte Land, um "Schlimmeres zu verhindern".
Ein dramatischer Anstieg der Covid-Todesfälle in Indien hat in der Hauptstadt Neu Delhi zu einer Überlastung der Krematorien geführt. Etliche Bestattungshäuser berichteten, dass sie mehr Plattformen errichten mussten, um darauf Scheiterhaufen zu platzieren. Weil Krematoriumsmitarbeiter überlastet seien, müssten sogar die Angehörigen von Verstorbenen dabei helfen, Holz heranzutragen, berichtet der Sender NDTV.
Seit Tagen fehlen in Krankenhäusern medizinischer Sauerstoff und Betten. Corona-Erkrankte sterben teils vor Krankenhäusern in Neu Delhi und anderen Städten. Verwandte versuchen verzweifelt, selbst Sauerstoff zu kaufen - etwa auf dem Schwarzmarkt für ein Vielfaches des normalen Preises. Für das kurz vor dem Kollaps stehende Gesundheitssystem des Landes ist jedoch Rettung in Sicht: Deutschland, die USA, Großbritannien und mehrere andere Ländern kündigten an, das von der Corona-Pandemie hart getroffene Land mit Hilfslieferungen zu unterstützen.
Die Bundesregierung arbeitet nach Angaben von Entwicklungsminister Gerd Müller bereits an einem Hilfspaket für Indien. Es gehe darum, "Schlimmeres zu verhindern", sagte Müller der "Rheinischen Post". Er stellte Indien unter anderem Sauerstoff- und Beatmungsgeräte sowie Medikamente in Aussicht. "Derzeit finanzieren wir die Beschaffung und Installation von Sauerstoffanlagen im Nordosten Indiens sowie den Ausbau der medizinischen Kühlkette zur Verteilung von Covid-19-Impfstoffen," berichtete der CSU-Politiker zudem der Funke-Mediengruppe.
Malteser helfen vor Ort
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Wochenende angekündigt, so schnell wie möglich eine Unterstützungsmission vorzubereiten. Berlin stehe "Seite an Seite in Solidarität mit Indien", ließ die Kanzlerin über ihren Sprecher Steffen Seibert erklären.
Der Hilfsdienst der Malteser leistet schon Hilfe vor Ort. "Die Menschen sterben vor den Krankenhäusern, weil es in den Krankenhäusern keine Kapazitäten mehr gibt, alle Menschen zu versorgen", erklärte die Leiterin der Asienabteilung, Cordula Wasser. "Wir helfen jetzt sofort".
Die Malteser verteilen im Bundesstaat Rajasthan nach eigenen Angaben Masken und Hygieneartikel an Gesundheitspersonal und Lehrer. Krankenpflegerinnen sind im Einsatz, um die Menschen über die Ausbreitungswege des Virus und Impfungen zu informieren. "Die Skepsis gegen die Impfungen ist in der indischen Bevölkerung sehr hoch", erklärte Wasser.
Deutschland schränkt Einreise aus Indien stark ein
Die USA wollen ebenfalls Impfstoffrohmaterialien, Medikamente, Schnelltests, Beatmungsgeräte und Schutzausrüstung zur Verfügung stellen sowie bei der Sauerstoffversorgung helfen, wie das Weiße Haus mitteilte. Mit 352.991 Corona-Neuinfektionen verzeichnete Indien am Montag erneut einen weltweiten Höchstwert. Binnen 24 Stunden wurden zudem 2812 Todesfälle registriert - so viele wie noch nie seit Pandemiebeginn. Indische Medien gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl noch viel höher liegt.
Die schnelle Ausbreitung der Seuche könnte in Indien unter anderem an der dortigen Virusvariante B.1.617 liegen. Außerdem wird eine verbreitete Sorglosigkeit sowie eine niedrige Impfquote für die Corona-Ausbreitung verantwortlich gemacht. Erst knapp zehn Prozent der Bevölkerung haben mindestens eine Impfdose erhalten - und das, obwohl das Land selbst Impfstoff in Massen produziert.
Deutschland und weitere Länder haben die Einreise aus Indien mit Blick auf die dortige Virus-Variante stark eingeschränkt. "Es war richtig, dass wir schnell gehandelt haben, um den Eintrag der neuen Mutation nach Deutschland zu stoppen", betonte Außenminister Heiko Maas gegenüber der "Rheinischen Post".
Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP