"Klare Befugnisse"Dobrindt kündigt Sicherheitsoffensive für Deutschland an

Die Cybersicherheit in Deutschland weist einem Bericht zufolge erhebliche Schwachstellen auf. Innenminister Dobrindt warnt vor allem vor staatlich gelenkten Cyber-Aktivitäten. Für seine Maßnahmen gegen Sabotage und Spionage nimmt er sich Israel zum Vorbild.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat für 2026 eine Sicherheitsoffensive gegen Terrorismus, organisierte Kriminalität und hybride Bedrohungen von außen angekündigt. "Die Menschen sollen sich sicher fühlen - im Alltag wie zu Hause", sagte Dobrindt dem "Handelsblatt" in einem Interview. Wer die Demokratie in Deutschland angreife, treffe auf einen wehrhaften Staat, fügte der Minister an. Die Sicherheitsbehörden würden hierfür mit "klaren Befugnissen" gestärkt.
Wie das "Handelsblatt" berichtet, plant Dobrindt konkret, Gesichtserkennung durch künstliche Intelligenz (KI), also den biometrischen Internetabgleich von Bilddaten, zu ermöglichen. Auch die automatisierte Datenanalyse und die Speicherung von IP-Adressen sollen demnach erlaubt werden. "2026 steht für Sicherheit, Stabilität und Schutz", sagte Dobrindt.
Der Innenminister will dem Bericht zufolge überdies das Gesetz zu den Befugnissen der Bundespolizei an die aktuelle Lage anpassen. Demnach soll der Behörde etwa die sogenannte Quellen-Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) ermöglicht werden.
Geplant seien auch mehr Befugnisse, um vor allem aus Russland gesteuerte digitale Angriffe, gezielte Desinformation oder Sabotageakte gegen kritische Infrastruktureinrichtungen abwehren zu können. Dem Bundesinnenminister zufolge soll es künftig Sicherheitsbehörden erlaubt sein, die Server-Infrastruktur oder die digitalen Systeme von Angreifern auch im Ausland lahmzulegen.
Der CSU-Politiker plant für kommendes Jahr nach eigenen Angaben zudem nach dem Vorbild Israels die Vervollständigung des sogenannten "Cyber Domes" zur automatisierten Abwehr informatischer Angriffe. Hierbei sei eine enge Zusammenarbeit mit Israel geplant. Im Juni hatte Dobrindt einen "Cyber Dome" bereits nach einem Besuch in Israel angekündigt.
Der im November veröffentlichte Jahresbericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) kommt zu dem Ergebnis, dass es in der Cybersicherheit in Deutschland trotz einiger Fortschritte in den vergangenen Monaten immer noch erhebliche Schwachstellen gibt. "Viele digitale Systeme, Server und Online-Dienste sind weiterhin unzureichend geschützt und ermöglichen Angreifern, in Netzwerke einzudringen oder Daten zu stehlen", stellte das BSI fest. "Die Angriffsflächen in Deutschland - insbesondere Web-Angriffsflächen" zeigten "nach wie vor einen besorgniserregenden Zustand". Webanwendungen seien schlecht geschützt, Server falsch konfiguriert, bekannte Sicherheitslücken würden oft zu spät oder gar nicht geschlossen.