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NATO-Flieger wachen in der Luft Drei Frachter ignorieren russische Schwarzmeer-Blockade

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Mitte Juli verlängert Russland das Getreideabkommen mit der Ukraine nicht und erklärt alle Frachter auf dem Schwarzen Meer zu potenziellen militärischen Zielen. Die ersten drei ignorieren diese Drohung erfolgreich - laut einem Bericht unter den wachsamen Augen der NATO.

Drei Frachtschiffe haben sich russischen Drohungen widersetzt und einen ukrainischen Getreidehafen im Donau-Delta angesteuert. Mehrere US-amerikanische sowie ukrainische Medien berichteten, dass die drei Frachter aus Israel, Griechenland und mit türkisch-georgischer Registrierung das Schwarze Meer in den vergangenen Tagen gequert und dabei direkten Kurs auf die Ukraine genommen hätten. Schiffsverkehr-Tracker im Internet belegen, dass die drei Frachter derzeit vor dem südlichsten Zipfel der Ukraine an der Grenze zu Rumänien im Schwarzen Meer vor Anker liegen.

Zieldestination ist den Berichten zufolge der kleine ukrainische Donauhafen Ismajil. Dort werden die Frachter mutmaßlich mit Getreide beladen, ehe sie wieder Kurs aufs Schwarze Meer nehmen und das Getreide zu den Abnehmern ins Ausland bringen. Diese Art ukrainischer Getreide-Exporte wurde bislang durch ein internationales Getreideabkommen geschützt. Mitte Juli hatte Russland das Abkommen jedoch nicht verlängert und erklärt, dass man künftig alle Schiffe, die Kurs auf die Ukraine nehmen, als "potenzielle Träger militärischer Fracht" werten werde.

Wie das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Forbes" berichtete, hätten die Frachter keine Anzeichen gemacht, ihre Absichten zu verschleiern. Demnach waren ihre Transponder während der gesamten Fahrt durchs Schwarze Meer eingeschaltet und ihre Position für jedermann sichtbar. Das israelische Schiff, das unter der Kennzeichnung "AMS1" unterwegs ist, sowie der griechische Frachter "Sahin 2" sind demnach über den Bosporus ins Schwarze Meer gefahren. Der türkisch-georgische Frachter namens "Yilmaz Kaptan" begann seine Fahrt in Richtung Ukraine an der Nordküste der Türkei.

NATO wacht in der Luft

Die US-amerikanische Militärdenkfabrik Institute for the Study of War (ISW) spricht in einem Lagebericht davon, dass die russische Marine offenbar nicht in der Lage gewesen sei, die Schiffe wie angedroht zu stoppen, zu durchsuchen und notfalls auch anzugreifen - oder nicht dazu bereit war. Unter anderem das britische Verteidigungsministerium hatte vergangene Woche in seinem Geheimdienstbericht erklärt, dass sich die russische Schwarzmeerflotte für eine Blockade der ukrainischen Häfen in Stellung bringt.

Abschreckend hat möglicherweise die Eskorte der Frachter gewirkt: Während ihrer Überfahrt wurden die drei Schiffe von mehreren Aufklärungsflugzeugen der NATO begleitet. Wie aus Luftverkehrs-Trackern hervorgeht, patrouillierten in der Luft das Aufklärungsflugzeug P-8 Poseidon der US Navy, ein kleines Spionageflugzeug namens Challenger im Dienst des US-Heeres, eine Aufklärungsdrohne RQ-4 der US Air Force und ein E-3-Flieger der NATO mit Frühwarnsystem.

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Wie "Forbes" berichtete, ist keines der Flugzeuge standardmäßig mit Waffen ausgerüstet. Allerdings sind auf Militärbasen von NATO-Partner Rumänien italienische Eurofighter und rumänische F-16 stationiert.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, dass das Verteidigungsbündnis seine Überwachungsaktivitäten nach den russischen Drohungen gegen die zivile Schifffahrt im Schwarzen Meer erhöhen werde. Russlands Handeln berge erhebliche Risiken für die Stabilität des für die NATO strategisch wichtigen Gebiets, teilte Stoltenberg nach einer Sitzung des neu geschaffenen NATO-Ukraine-Rats mit.

Quelle: ntv.de, chr

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