Schlechte Straßen in Bulgarien Drei Minister treten nach Busunglück zurück
31.08.2018, 18:30 Uhr
Der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borissow gerät immer mehr unter Druck.
(Foto: picture alliance / Stephanie Lec)
17 Menschen sterben, als ihr Reisebus mehrere Meter in die Tiefe stürzt. Der Unfall ist nur einer von vielen auf den schlechten Straßen Bulgariens. Dennoch löst er eine Kontroverse in dem EU-Land aus. Drei Minister müssen ihr Amt abgeben.
Drei bulgarische Minister sind nach einem Busunglück mit 17 Toten zurückgetreten. Innenminister Walentin Radew, Verkehrsminister Iwajlo Moskowski und der Minister für Regionalentwicklung und öffentliche Bauprojekte, Nikolaj Nankow, übernahmen damit die politische Verantwortung für den Unfall vor knapp einer Woche, wie Nankow und Radew vor der Presse in Sofia erläuterten.
Zuvor hatte Ministerpräsident Boiko Borissow die drei Kabinettsmitglieder zum Rücktritt aufgefordert. Die oppositionellen Sozialisten forderten erneut, dass die gesamte bürgerlich-nationalistische Regierung von Borissow Konsequenzen zieht und zurücktritt. Die Partei erwägt, am Montag einen Misstrauensantrag zu stellen.
Ein in Richtung der Hauptstadt Sofia fahrender Reisebus mit bulgarischen Touristen war bei starkem Regen unweit von Swoge, gut 40 Kilometer nördlich von Sofia, am Samstag von der rutschigen Fahrbahn abgekommen und 20 Meter in die Tiefe gestürzt. In dem Bus hatten 33 Fahrgäste gesessen. Die Überlebenden erlitten schwere, teils lebensgefährliche Verletzungen.
Ermittlungen ergaben inzwischen, dass auf der kurvenreichen Straße kürzlich Arbeiten stattgefunden hatten - allerdings wurde demnach Asphalt mit niedriger Qualität verwendet. Zudem wird dem Innenministerium vorgeworfen, nicht auf Beschwerden von Fahrern reagiert zu haben, die auf die gestiegene Anzahl von Unfällen an der Unglücksstelle aufmerksam gemacht hatten. Der Bus war darüber hinaus nicht wie vorgeschrieben einer technischen Kontrolle unterzogen worden.
Superbehörde soll für Sicherheit sorgen
Angeklagt wurde bislang nur der Busfahrer. Das Unglück setzte jedoch eine breite öffentliche Debatte über das bulgarische Straßennetz in Gang, das insgesamt in einem schlechten Zustand ist. Kritiker erheben immer wieder den Vorwurf, dass EU-Gelder nicht in Straßenprojekte fließen, sondern zu einem großen Teil von Firmen einbehalten werden.
In Bulgarien, dem ärmsten EU-Land, kommen jedes Jahr rund tausend Menschen durch Verkehrsunfälle ums Leben. Bei einem Busunglück im April waren in der Nähe der Hauptstadt Sofia sechs Menschen getötet und rund 20 verletzt worden. Nach dem aktuellen Reisebus-Unfall beschloss die Regierung, eine Superbehörde zu schaffen, die für mehr Sicherheit auf Bulgariens Straßen sorgen soll.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa