Zwei Milliarden für Produktion EU will mit Subventionen für grünes Flugbenzin Klimaziele sichern
05.11.2025, 14:53 Uhr Artikel anhören
Grüner Kraftstoff soll bis zu fünfmal so teuer sein wie konventionelles Kerosin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Grünes Flugbenzin ist nichts Neues - und doch noch immer von gängiger Praxis weit entfernt. Airlines setzen unverdrossen weiter auf herkömmlichen Kraftstoff. Die EU bangt deshalb um die Klimaschutzziele und will den Fluggesellschaften das synthetische Kerosin schmackhaft machen.
Die Europäische Union will die schleppende Produktion von grünem Kerosin, dem sogenannten Sustainable Aviation Fuel (SAF; Deutsch: nachhaltiger Flugkraftstoff), voranbringen, um die Klimaschutzziele im Luftverkehr zu erreichen. Laut einem Plan der EU-Kommission sollen bis 2027 mindestens zwei Milliarden Euro Subventionen in den Hochlauf der Produktion fließen. Für synthetisches grünes Kerosin, das nicht aus Bioabfall, sondern mit Strom gewonnen wird, werden weitere 500 Millionen Euro bereitgestellt. Die Technik steckt noch in den Kinderschuhen.
Der Plan gebe ein klares Signal, dass die europäischen Klimaschutzziele bestehen bleiben und die EU den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützen werde, erklärte die Kommission. Für die Luftfahrt gehört zu diesen Zielen, ab diesem Jahr zwei Prozent des benötigten Flugbenzins mit nachhaltigem Kerosin abzudecken. Dies ist der wichtigste Hebel zum Klimaschutz. Ab 2030 steigt die Quote auf sechs Prozent, danach schrittweise weiter auf 70 Prozent im Jahr 2050. Airlines warnen schon länger: Es gebe nicht genug grünen Kraftstoff und er sei bis zu fünfmal so teuer wie konventionelles Kerosin.
Die EU teilt die Bedenken zumindest teilweise. Die EU-Kommission schätzt, es werde genug Produktionskapazität geben, damit die Airlines die bis 2029 geltenden zwei Prozent an SAF tanken können. "Die Investitionspläne reichen bis jetzt aber nicht aus, die Ziele nach 2030 zu erreichen." Eine Unterquote von 1,2 Prozent synthetischem grünem Kerosin ab 2030 droht verfehlt zu werden. Grund seien die hohen Investitionskosten, technische Risiken und die Zurückhaltung von Airlines, langfristige Abnahmeverträge und damit Risiken einzugehen. Luftfahrt und Schiffsverkehr bräuchten bis 2035 rund 20 Millionen Tonnen nachhaltigen Kraftstoffs. Dafür seien schätzungsweise 100 Milliarden Euro an Investitionen erforderlich.
EU will SAF-Netzwerk aufbauen
Neben finanzieller Unterstützung will die EU auch für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Sie will einen Mechanismus schaffen, der Produzenten und Abnehmer von grünem Kerosin vernetzt. Dies soll das Risiko von Investoren verringern und ihnen Sicherheit über künftige Erlöse verschaffen.
Der europäische Luftfahrtverband Airlines for Europe (A4E) begrüßte, dass die EU das Problem erkannt hat. Den Worten müssten jetzt aber Taten der Kommission und der Mitgliedstaaten folgen, da der Markt für grünes Kerosin in Europa nicht wie erwartet abhebe, erklärte A4E-Geschäftsführerin Ourania Georgoutsakou.
Joachim Lang, ihr Amtskollege vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, nannte die Vorschläge einen Schritt in die richtige Richtung. "Subventionen allein reichen nicht aus, um grünes Kerosin als wettbewerbsfähige Alternative zu etablieren." So fehlten konkrete Schritte zur Senkung der Preise für grünes Kerosin. Aus Sicht der Luftfahrt muss darüber hinaus die EU-Klimaschutzgesetzgebung geändert werden, weil die Auflagen europäische Airlines gegenüber ausländischen Fluggesellschaften benachteiligten.
Quelle: ntv.de, lwe/mpa/rts