Politik

Wegen Flyer "gegen Nazis" Edeka-Händler berichtet von massiven Drohungen

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Peter Simmel 2015 bei der Eröffnung eines Marktes in Dresden.

Peter Simmel 2015 bei der Eröffnung eines Marktes in Dresden.

(Foto: imago/Sven Ellger)

Der Inhaber von 20 Edeka-Filialen in Sachsen und Thüringen zieht einen Werbeflyer "gegen Nazis" zurück. Er habe damit Gefühle verletzt, erklärt er zur Begründung. Dass er für seine Aktion beschimpft und bedroht wurde, verschweigt er allerdings auch nicht.

Sein Rückzieher sorgte für Verwunderung: Edeka-Händler Peter Simmel hatte den Slogan "Für Demokratie - gegen Nazis" auf Werbeprospekten platziert. Dann ging der Inhaber von 20 Filialen in Sachsen und Thüringen plötzlich auf Distanz zu seiner eigenen Aktion. Auf Facebook erklärte er seinen Sinneswandel: Es tue ihm leid, "dass sich mit meinem Begriff 'Nazis' Menschen angesprochen fühlten, welche mit unserer jetzigen Regierung nicht einverstanden sind".

Dieses Werbeprospekt wurde zurückgezogen.

Dieses Werbeprospekt wurde zurückgezogen.

(Foto: Screenshot Edeka)

Nach Informationen des "Spiegel" fällte Simmel seine Entscheidung nach massiven rechtsextremen Anfeindungen. Nach der Demokratie-Aktion habe es etliche Drohungen und Beleidigungen gegen ihn und sein Team gegeben, sagt er dem Magazin. Einige Reaktionen zitiert er: "Wenn wir an der Macht sind, werden wir dich nicht vergessen"; "Kauft nicht bei Simmel"; "Ein gelber Stern"; "Dreckiger Sozialist"; "Guten Abgang, ihr Parasiten".

Zu seiner Aussage "Für Demokratie - gegen Nazis" stehe er nach wie vor, betonte der Händler. Als "Nazis" begreife er jedoch "Schwerverbrecher" des Hitler-Regimes und Menschen, die sich "eine Diktatur wie unter Hitlers Zeiten zurückwünschen". Bereits zuvor hatte Simmel erklärt, es hätten sich von dem Slogan auch Menschen angesprochen gefühlt, die lediglich mit der Regierung nicht einverstanden seien. "Deshalb ist man kein Nazi", erklärte er weiter.

Verständnis für Kritiker

An der Entscheidung, sich für die Kampagne zu entschuldigen, will Simmel laut dem Bericht festhalten. Für manche seiner Kritiker äußerte er auch Verständnis. Er habe "gelernt, dass sich viele Menschen in unserem Land von der Politik abgehängt, schikaniert, nicht wertgeschätzt fühlen", schreibt er laut "Spiegel", "und deshalb die Demokratie nicht mehr wahrnehmen und nicht mehr wertschätzen".

Der Händler formulierte, was er unter Regierungskritik versteht: "Den Menschen stinkt, dass wir zu viele Regeln und Bürokratie aufgezwungen bekommen, unser Staatsapparat ständig wächst, die Leistungen aber weniger werden und die Kosten steigen, wir zu viel Zuwanderung von Menschen haben, die sich nicht am Gelingen unseres Landes beteiligen", zitierte das Magazin den Edeka-Händler weiter.

Quelle: ntv.de, mau

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