Politik

Ausnahmezustand ausgerufen "Erste Phase" der Vergeltung: Hisbollah greift Israel an

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Unbenannt.jpg

Die Hisbollah startet nach eigenen Angaben einen Vergeltungsschlag gegen Israel. Dort wird der Ausnahmezustand verhängt. Israels Militär mobilisiert einen großen Teil seiner Luftwaffe und greift Dutzende Ziele im Libanon an. Kurz darauf erklärt die libanesische Miliz die "erste Phase" für beendet.

Die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon hat zu Beginn ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung eines ranghohen Militärkommandeurs nach eigenen Angaben Hunderte Raketen auf Israel abgefeuert. Die Miliz habe mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert, teilte die Hisbollah mit. Sicherheitskreise sprachen zunächst von mehr als 100 Raketen, die die Hisbollah auf den Norden Israels gefeuert habe.

Die Hisbollah teilte mit, die "erste Phase" ihres Angriffs sei damit abgeschlossen. Bis zu dessen Ende werde "einige Zeit" vergehen. Die Angaben der Miliz zur Zahl der aus Israel abgefeuerten Geschosse ließen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Der Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr war vor knapp einem Monat in der Hauptstadt Beirut bei einem israelischen Angriff getötet worden.

Unterdessen griff Israels Militär nach eigenen Angaben Dutzende Hisbollah-Stellungen im südlichen Libanon an. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Israel habe mindestens 40 Ziele im Südlibanon angegriffen. Nach mehr als einer Stunde des Bombardements schien sich die Lage aber beruhigt zu haben, hieß es weiter.

Rauch und Feuer auf der libanesischen Seite der Grenze zu Israel.

Rauch und Feuer auf der libanesischen Seite der Grenze zu Israel.

(Foto: REUTERS)

Das israelische Militär habe vor Kurzem festgestellt, dass sich die Hisbollah darauf vorbereite, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am frühen Morgen mit. Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe griffen Ziele der Hisbollah im Libanon an, "die eine unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel darstellen". Das sei ein Akt der Selbstverteidigung. Israels Raketenabwehr, Marine und Luftwaffe seien beteiligt.

Laut Hagari waren bei Israels Angriffen auf den Libanon rund 100 Kampfjets beteiligt. Es seien Tausende Abschussvorrichtungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen und zerstört worden, teilte der Armeesprecher auf X mit. Die meisten davon seien auf den Norden Israels gerichtet gewesen, ein Teil aber auch auf das Zentrum. Im Zentrum des Landes liegt unter anderem die israelische Küstenmetropole Tel Aviv.

Israelische Kampfflugzeuge hätten im Libanon unter anderem Strom- und Wasseranlagen getroffen, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur NNA und Sicherheitskreise. Sie flogen unter anderem nahe der Küstenstadt Tyros im Süden und griffen in mehreren Dörfern im Süden des Landes an. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Israel verhängt Ausnahmezustand

Israel verhängte den landesweiten Ausnahmezustand. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (5.00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant. Unmittelbar zuvor hatte das israelische Militär Dutzende Stellungen der Schiiten-Miliz im Nachbarland angegriffen. Nach Darstellung der Armee sollte damit einer unmittelbaren Bedrohung durch die Hisbollah zuvorgekommen werden. Sicherheitskreise im Libanon bestätigten die israelischen Angriffe.

Die andauernde Aggression der Hisbollah berge die Gefahr, "dass das libanesische Volk, das israelische Volk - und die gesamte Region - in eine weitere Eskalation hineingezogen werden". Israel werde die Angriffe der Hisbollah auf Israels Zivilbevölkerung nicht dulden, warnte der israelische Armeesprecher.

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi (M.) leitet die Operation des Militärs gegen die Hisbollah in Tel Aviv.

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi (M.) leitet die Operation des Militärs gegen die Hisbollah in Tel Aviv.

(Foto: via REUTERS)

USA in Alarmbereitschaft

Der israelische Verteidigungsminister Galant sprach nach Beginn der Angriffe im Libanon mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin, wie Galants Büro mitteilte. Die beiden hätten betont, wie wichtig es sei, eine regionale Eskalation zu vermeiden.

US-Präsident Joe Biden verfolgt die aktuelle Eskalation zwischen Israel und dem Libanon nach Angaben des Weißen Hauses genau. Er sei im Laufe des Samstagabends (Ortszeit) in Kontakt mit seinem Team für Nationale Sicherheit gewesen, sagte ein Sprecher. Ranghohe Vertreter der US-Regierung hielten auf Bidens Anordnung hin laufend Kontakt zu ihren israelischen Amtskollegen. "Wir werden Israels Recht zur Selbstverteidigung weiter unterstützen und wir werden uns weiter für Stabilität in der Region einsetzen", erklärte Sean Savett, ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus.

Die USA sind die Schutzmacht Israels und hatten zuletzt zusätzliche Kriegsschiffe, Flugzeuge und auch ein mit Raketen bestücktes Atom-U-Boot in die Region verlegt - wohl auch, um Israel im Fall eines Angriffs durch Kräfte im Libanon oder den Iran unterstützen zu können.

Flughafen Tel Aviv wieder geöffnet

Ungeachtet massiver Raketenangriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels ist der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wieder geöffnet worden. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte, der Flugverkehr verlaufe seit 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MESZ) wieder planmäßig.

Hagari verkündete zudem neue Anweisungen für Zivilisten vom Großraum Tel Aviv an bis zur Nordgrenze Israels. In dem Raum könnten die Menschen normal zur Arbeit gehen und ihre Kinder in Sommerlager schicken - unter der Bedingung, dass Schutzräume innerhalb kurzer Zeit erreichbar seien. Im Freien dürften sich in den Gebieten bis zu 30 Menschen und in Innenräumen bis zu 300 Menschen versammeln, teilte das Militär mit.

Mehr zum Thema

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschießt die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele in dem Nachbarland an.

Die im Gaza-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza auch eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann. Die Gespräche darüber sollen heute in Kairo weitergehen.

Quelle: ntv.de, gut/hul/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen