Politik

Experte zum Angriff auf Ukraine "Es entsteht ein russischer Satellitenstaat"

Russische Truppen auf dem Boden der Ukraine.

Russische Truppen auf dem Boden der Ukraine.

(Foto: picture alliance/dpa/Sputnik)

Die Prognose des Politikwissenschaftlers Thomas Jäger ist düster. Er rechnet nicht damit, dass sich die Ukraine dauerhaft gegen das militärische Übergewicht Russlands wehren kann. Zudem gibt es auch einen Satz von US-Präsident Biden, den die östlichen NATO-Staaten mit Sorge gehört hätten.

Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger hält es für unwahrscheinlich, dass es noch eine Möglichkeit gebe, der Ukraine im Konflikt mit Russland zu helfen. "Es ist so, dass das militärische Übergewicht Russlands so groß ist, dass die Ukraine sich dagegen nicht mehr wehren kann", sagte der Experte von der Universität Köln im Interview mit ntv. Offen sei, wie es in naher Zukunft mit dem Land weitergehe.

Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger im ntv-Interview.

Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger im ntv-Interview.

(Foto: ntv)

Laut Jäger ist ein möglicher Ausblick, dass es in der Ukraine eine Besatzung Russlands oder einen Partisanenkrieg geben könnte. "Das ist nicht wirklich eine gute Prognose." Es gebe jedoch keine Möglichkeit, Russland davon abzuhalten, die Regierung in Kiew erst fest- und anschließend eine neue einzusetzen. Diese neue Regierung würde als Marionetten-Regierung Russland die Möglichkeit geben, die Ukraine als festes Einflussgebiet zu beherrschen oder zu dominieren.

"Schwerwiegender Satz" von Biden

Es sei noch offen, wie solch eine dauerhafte Besatzung aussehen könnte. Sie könnte entweder militärisch oder politisch gebildet werden, erklärte Jäger. "Russland wird hier die 'kostengünstigste' Lösung anstreben." Ob es diese auch bekomme, sei die große Frage. "Aber was entsteht, ist ein Tributstaat, ein Satellitenstaat gegenüber Russland. Und damit eine neue Grenze in Europa."

Mit dieser neuen Grenze bestehe zwischen den NATO-Staaten im Osten und Russland damit ein "nach Osten verschobener eiserner Vorhang", so Jäger. Diese östlichen NATO-Staaten seien weiterhin besorgt. Dazu beigetragen habe auch der US-Präsident Joe Biden mit seiner Rede am gestrigen Abend. "Biden hat gestern den schwerwiegenden Satz gesagt, dass Putin einen größeren Ehrgeiz habe, als die Ukraine zu beherrschen." Das sei etwas, was die östlichen NATO-Staaten "mit großer Besorgnis" gehört hätten.

Zudem sieht der Politikwissenschaftler die Einflussmöglichkeiten der EU, der NATO und des Westens auf Russland als stark begrenzt an. "Es gab keinen Einfluss", sagte Jäger. Das müsse als Konsequenz gezogen werden. Russland habe sich monatelang auf Sanktionen vorbereitet. "Das heißt, das ist alles seit Monaten geplant." Jäger erklärt, dass man im Rückblick erkennen müsse, "dass alle Versuche der europäischen Regierungschefs, in irgendeiner Weise Einfluss auf diesen Prozess zu nehmen, nur dann von Erfolg gekrönt wären, wenn die Ukraine kapituliert hätte".

Quelle: ntv.de, ses

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