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Front droht zu kollabieren "Es gibt nichts, was der Ukraine jetzt helfen kann"

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Die Ukraine braucht mehrere Millionen Artilleriegranaten für den Verteidigungskampf gegen Russland.

Die Ukraine braucht mehrere Millionen Artilleriegranaten für den Verteidigungskampf gegen Russland.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die ukrainischen Verteidiger sind angesichts der russischen Übermacht an der Front schwer in Bedrängnis - ihnen fehlt es an Personal, aber vor allem auch an Waffen. Mehrere Militärs geben eine düstere Prognose zum weiteren Verlauf des Kriegs ab.

Die Ukraine läuft Gefahr, dass die Frontlinien im Verteidigungskampf gegen Russland kollabieren. Das berichtet das Nachrichtenportal "Politico" unter Berufung auf namentlich nicht genannte hochrangige ukrainische Militärs. Die militärische Lage ist demnach derzeit düster.

"Es gibt nichts, was der Ukraine jetzt helfen könnte. Denn es gibt keine ernst zu nehmenden Technologien, mit welchen die Ukraine die große Masse an Truppen kompensieren könnte, die Russland wahrscheinlich auf uns werfen wird", so die Militärs. "Wir haben diese Technologien nicht und der Westen hat sie auch nicht in ausreichender Zahl".

Die Offiziere sagten dem Bericht zufolge, es bestehe ein großes Risiko, dass die Frontlinien zusammenbrechen, wo immer die russischen Generäle den Schwerpunkt ihrer Offensive festlegen. Dank der zahlenmäßig viel stärkeren Truppen und der gelenkten Bomben, die seit Wochen ukrainische Stellungen bombardieren, werde Russland wahrscheinlich in der Lage sein, "in die Frontlinie einzudringen und sie in einigen Teilen zum Einsturz zu bringen".

Russland verliert viele Panzer

Die Dynamiken an der Front würden sich demnach lediglich durch die ukrainische "Entschlossenheit und Widerstandsfähigkeit" sowie Fehler russischer Offiziere beeinflussen lassen. Für Letzteres gibt es immer wieder Beispiele: Erst am vergangenen Wochenende soll Russland bei einem großangelegten Angriff auf ukrainische Stellungen ein Dutzend Panzer sowie acht Schützenpanzer verloren haben. Nach Angaben des in den Niederlanden ansässigen, unabhängigen Portals Oryx hat Russland seit Beginn der Invasion bereits knapp 2900 Panzer und viele Tausend gepanzerte Fahrzeuge verloren.

Die ukrainischen Militärs beklagen im Gespräch mit "Politico" auch die unzureichende Unterstützung durch den Westen, die zu spät und in nicht ausreichender Zahl das Land erreiche. Waffensysteme werden demnach schnell durch die Russen gekontert, so die Armeeangehörigen. "Die Russen sind immer am Lernen. Sie geben uns keine zweite Chance. Und sie sind dabei erfolgreich."

Die Ukraine erhalte Waffen oftmals erst, wenn sie schon nicht mehr relevant seien, erklären die Offiziellen unter Verweis auf den Kampfjet F-16, von welchem in diesem Sommer wohl die Ersten an das angegriffene Land geliefert werden sollen. "Jede Waffe hat ihren richtigen Zeitpunkt. Die F-16 wurden 2023 gebraucht, für 2024 sind sie nicht mehr richtig".

Reichweite russischer Flugabwehr wird getestet

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Russland habe die Zeit genutzt, um sich auf die Jets einzustellen - und diese zu kontern. Die russischen Streitkräfte hätten demnach zuletzt bereits ausgetestet, wo sie ihre Flugabwehr S-400 auf der Krim positionieren müssen, um den abdeckbaren Raum zu maximieren und so die F-16 von der Front fernhalten zu können.

Die Militärs wiederholten auch die dringenden Bedürfnisse der ukrainischen Streitkräfte im Verteidigungskampf. "Wir brauchen Haubitzen und Granaten, Hunderttausende Granaten, und Raketen." Ihrer Einschätzung nach benötigt die Ukraine vier Millionen Granaten und zwei Millionen Drohnen. "Wir haben den westlichen Partnern die ganze Zeit gesagt, dass wir die Kampferfahrung haben und diesen Krieg auf dem Schlachtfeld verstehen. Sie haben die Ressourcen und sie müssen uns geben, was wir brauchen", fügte einer der Ukrainer hinzu.

Quelle: ntv.de, lme

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