Politik

"Wir müssen sehr aufpassen" Ex-Oberst warnt vor Eskalation mit dem Westen

cceb80927fd8f512278a148838bcf1c5.jpg

Im internationalen Seeraum könnte es zu Zwischenfällen kommen, befürchtet Richter.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

In den Ukraine-Krieg könnten auch NATO-Staaten verwickelt werden, im schlimmsten Fall könnte der Konflikt sogar nuklear eskalieren. Sicherheitsexperte Wolfgang Richter mahnt zur Deeskalation. Militärisch werde der Krieg für Russland aber in keinem Fall ein Spaziergang.

Der Sicherheitsexperte Wolfgang Richter hat eindringlich vor einer weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs gewarnt - vor allem davor, dass auch NATO-Staaten in den Krieg verwickelt werden könnten. Der Forscher bei der Stiftung Wissenschaft und Politik erwartet, dass Russlands Präsident Wladimir Putin das genaue Gegenteil seines Ziels erreicht: eine Verstärkung der NATO-Truppen im Osten und möglicherweise weitere NATO-Beitritte. Selbst gegenüber der Ukraine werde der Krieg für Russland militärisch kein Spaziergang, sagte der Oberst a.D. ntv.de.

"Wir müssen sehr aufpassen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt", sagte Richter weiter. Flugzeuge oder Schiffe von Russland und NATO-Staaten könnten sich etwa im internationalen Seeraum so nahe kommen, dass es zu Fehldeutungen oder Zwischenfällen kommt. "Das muss verhindert werden", forderte der Sicherheitsexperte. "Wir brauchen nicht nur Abkommen, sondern direkte Kommunikation, heiße Drähte zwischen den Hauptquartieren, um zu deeskalieren." Denn wenn NATO-Staaten in den Krieg verwickelt werden, könnte der Bündnisfall eintreten. Im schlimmsten Fall könnte der Krieg sogar nuklear eskalieren, wie Richter klarstellte.

Der Krieg gegen die Ukraine werde für Russland kein Spaziergang, erklärte der ehemalige Oberst. "Putin muss mit hohen Verlusten rechnen. Dieser 'Bruderkrieg' birgt damit auch innenpolitisches Sprengpotenzial." Zwar habe das Land rund 130.000 Soldaten an den Grenzen zur Ukraine zusammengezogen, doch diese verfüge über rund 255.000 aktive Soldaten; hinzu komme ein Reservepotenzial von rund 900.000 Menschen. Deren Identifikation sei im Vergleich zu 2014 deutlich gewachsen. Auf der anderen Seite sei Russland bei der Luftwaffe überlegen.

Russland droht jahrelanger "eiserner Gürtel"

Richter_Wolfgang_presse.jpg

Wolfgang Richter

(Foto: Stiftung Wissenschaft und Politik)

Putins Ziel könnte nach Richters Einschätzung sein, eine Gegenregierung in Kiew zu schaffen - die dann Russland um Hilfe bitten könnte. "Das wäre eine klare Ausweitung des Konflikts", sagte der Wissenschaftler. "Es ist ein großer Krieg - in Europa."

Russlands Präsident erreiche damit aber voraussichtlich das Gegenteil von dem, was er wollte. Zum einen sende die NATO mehr Truppen in den Osten, zum anderen könnten dem Verteidigungsbündnis nun weitere, bisher neutrale Staaten beitreten. "Putin ist strategisch fehlgeschlagen", sagte Richter. Jetzt stecke Russland in einer langfristigen, jahrelangen Konfrontation und sehe einem "eisernen Gürtel" um das Land entgegen.

*Datenschutz

Entweder fühle sich Putin tatsächlich bedroht oder er verfolge die "historische Mission", das Russische Reich wiederherzustellen, stellte der Sicherheitsexperte fest. "In jedem Fall ist das Risiko für ihn sehr hoch." Auch er ist nach eigenen Angaben überrascht von Russlands massiven Angriffen auf die Ukraine. "Das habe ich so nicht erwartet."

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen