Weitere Bekennermail aufgetaucht Experten zweifeln an Schreiben vom BVB-Bus
14.04.2017, 20:00 Uhr
Die Ermittler suchen weiter nach den Hintergründen des Anschlags auf den BVB.
(Foto: dpa)
Die Ermittler haben noch immer keine Spur zu den Hintergründen des Anschlags auf die Mannschaft von Borussia Dortmund. Experten halten die am Bus gefundenen Bekennerschreiben nicht für authentisch. Doch eine neue Gruppe meldet sich zu Wort.
Die am Ort des Anschlags auf die Mannschaft von Borussia Dortmund gefundenen Bekennerschreiben führen nach Einschätzung der Ermittler wahrscheinlich bewusst in die Irre. Eine islamwissenschaftliche Untersuchung habe "erhebliche Zweifel" daran ergeben, "dass das Papier von radikalen Islamisten verfasst" worden sei, berichteten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". Der oder die Verfasser hätten eine radikalislamische Motivation möglicherweise nur vorgetäuscht.
Das von den Ermittlungsbehörden in Auftrag gegebene Gutachten nennt den Berichten zufolge mehrere Gründe für die Zweifel. So sei der Sprachgebrauch untypisch, und es fehlten Symbole der Terrormiliz IS. Zudem seien nach IS-Anschlägen noch nie Bekennerschreiben am Tatort gefunden worden.
Stutzig mache die Experten auch das Ende des Textes, heißt es weiter. Dort würden der Abzug von Tornado-Kampfflugzeugen der Bundeswehr aus Syrien und die Schließung des US-Luftwaffenstützpunktes Ramstein gefordert. Allerdings seien derartige Forderungen für den IS untypisch.
Der oder die Verfasser gaben in den drei textgleichen Schreiben vor, "im Namen Allahs" gehandelt zu haben. Aus Ermittlerkreisen hieß es den Berichten zufolge, es werde nun weiter in alle Richtungen ermittelt - also unter anderem auch in Richtung Links- oder Rechtsextremismus.
Mail kündigt neue Gewalt an
Derweil ging am Donnerstagabend beim Berliner "Tagesspiegel" eine den Angaben zufolge "offenkundig rechtsextreme Bekennermail" ein. Die Behörden würden diese ernst nehmen, berichtete die Zeitung. In dem Schreiben beziehe sich der anonyme Verfasser auf Adolf Hitler und "hetze gegen 'Multi Kulti' hetzt", hieß es. Demnach behauptet der Verfasser, der Anschlag von Dortmund sei eine "letzte Warnung". Außerdem werde ein weiterer Angriff angekündigt - am 22. April werde "buntes Blut fließen", zitiert der "Tagesspiegel" aus dem Schreiben. Der "Trupp Köln" stehe bereit.
Am Dienstagabend waren in Dortmund drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses des Fußball-Bundesligisten explodiert, als sich die Spieler auf dem Weg zu der Champions-League-Partie gegen den AS Monaco befanden. Dabei wurden der Dortmunder Fußballer Marc Bartra und ein Polizist verletzt.
Die Hoffnung auf einen schnellen Fahndungserfolg hat sich allerdings zerschlagen: Zwar erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshof Haftbefehl gegen einen festgenommenen Iraker wegen des Verdachts der IS-Mitgliedschaft. Für eine Tatbeteiligung des Mannes fanden die Behörden aber zunächst keine Belege. Neue Erkenntnisse könne man bislang nicht mitteilen, hieß es von der Bundesanwaltschaft. Im Fokus der Ermittlungen stehen demnach der verwendete Sprengstoff und der Zündmechanismus.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa